Liverpool Tour 2018 – ein Bericht von Steven Pohle-Schellenberg von den Enztal-Fohlen

Zwei Reisen hat der FPMG Supporters Club in der Winterpause organisiert bzw. begleitet, eine ins Trainingslager nach Jerez de la Frontera und davor die traditionelle zum Boxing Day nach Liverpool. Steven war zum ersten Mal dabei und war derart angetan, dass er einen Bericht verfasste. Den wollen wir Euch nicht vorenthalten:

 

Es begab sich am 25. Dezember des Jahres 2018 eine Schar von Borussen aus allen Ecken Deutschlands zum FanHaus nach Mönchengladbach, um sich von dort aus mit dem Bus in Richtung Liverpool aufzumachen. Ob aus Odenkirchen, Nettetal, Gießen, Gelsenkirchen oder Leipzig. Ob aus der Nähe von Hannover, von Freiburg, Bern in der Schweiz oder, wie mein Vater und ich, aus dem Enztal im Nordschwarzwald. Die Teilnehmer der Tour spiegelten unsere bunte Borussia-Familie sowohl geografisch als auch demografisch perfekt wieder. Gegen 20:30 Uhr machte sich der Bus auf in Richtung unseres ersten Zwischenstopps, dem Eurotunnel in Calais, um mit dem Zug unter dem Ärmelkanal hindurch auf die Insel zu gelangen. Gegen 3:00 Uhr haben wir die Insel erreicht und konnten nun in Richtung Liverpool voll durchstarten. Nach einem weiteren Zwischenstopp in der Früh auf Höhe von Birmingham erreichten wir Liverpool früher als geplant gegen 9:00 Uhr Ortszeit. Trotz der langen Reisezeit, die sehr an unseren Kräften zehrte, war die Busfahrt selbst gekennzeichnet von purer Vorfreude, bester Stimmung, großem Bierverschleiß und einem doch speziellen Musik-Mix.


Nachdem der Großteil seine Zimmer im wundervoll gelegenen Hotel in den Royal Albert Docks schon beziehen konnte, hatte man noch ein wenig Zeit, sich in der Stadt herumzutreiben und sich ein erstes Bild von der Stadt zu machen. Schon hier kam man mit der englischen Küche in Berührung und stellte direkt fest, warum die Engländer nicht unbedingt für ihre Kulinarik bekannt sind, zumindest in Teilen. Die Strapazen der Reise, die lange Fahrt, die Müdigkeit, all das war jetzt vergessen, denn wir machten uns nun endlich auf den Weg zum Spiel Liverpool gegen Newcastle United. Auf zur Anfield Road! Unzählige Eindrücke prasselten auf uns ein. Das Stadion, der Fanshop, das Hillsborough Memorial, das treiben der Fans und der altehrwürdige Albert Pub, welcher im Jahre 1899 erbaut wurde. Anlaufpunkt für alle Fans und Sympathisanten des LFC, um sich mit dem ein oder anderen Pint auf das Spiel einzustimmen und danach den Sieg zu feiern. Genau das taten wir auch und waren beeindruckt von der Offenherzigkeit und Gastfreundschaft, die uns als Borussen entgegengebracht wurde.


Noch eine Stunde bis zum Anpfiff. Bierglas leeren und ab ins Stadion hieß es nun. Hindurch durch die engen Drehkreuze und rein in den Block. Das erste, was mir auf-fiel war ein älterer Ordner am Spielfeldrand mit Borussia Mütze. Unsere Blicke trafen sich, Daumen hoch und den Kopf genickt. Mehr brauchte es nichts, um sich zu verständigen und direkt zu wissen, was Sache ist. Was er und ich zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: wir würden uns wiedersehen. Langsam stieg die Spannung. Nur noch ein paar Minuten bis zum Anpfiff. Die Mannschaften betraten den Platz unter Begleitung von wehenden Fahnen, Schals und Gesängen des Kop, der „Heimkurve“ der LFC Fans. Und dann war es so weit: „You’ll Never Walk Alone“ ertönte aus den Lautsprechern und noch lauter von den Rängen von Anfield. Gänsehaut pur! Unbeschreiblich und unnachahmlich, was seinesgleichen auf dieser Welt sucht.


Anpfiff. Das Spiel begann vielversprechend, denn schon nach der 11. Minute stand es 1:0 für die Reds, nachdem Lovren das Leder unter die Latte jagte. Es blieb zur Halbzeit bei diesem Spielstand. Liverpool hatte in der ersten Hälfte das Spiel im Griff, Newcastle blieb trotzdem nicht ohne Torchancen. Highlight für uns alle war dann, als zum Pausenpfiff unsere Nationalhymne, „Die Elf vom Niederrhein“, an der Anfield Road lautstark durch die Lautsprecher ertönte. Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. In der zweiten Hälfte lies Liverpool dann nichts mehr anbrennen: Salah traf direkt nach der Pause vom Punkt zum 2:0, Shaqiri und Fabinho brachten den mehr als verdienten 4:0 Heimsieg schlussendlich nach Hause.


Bestens gelaunt traf man sich nach dem Spiel wieder im gut besuchten Albert Pub direkt hinter der Tribüne, um sich über das Spiel und die gesammelten Eindrücke bei mehreren Pints auszutauschen und zu feiern. Eine ganz besondere Ehre wurde uns dann zu Teil, als der „Stammtisch“ des Albert Pub, bestehend aus alteingesessenen Liverpool Anhängern, für uns eine Hymne auf die große Zeit des LFC anstimmte. Was für ein Erlebnis! Auch wir gaben eine Kostprobe von „Die Seele brennt“ und ern-teten Applaus. Hier war er, der Fußball der verbindet – Fußball in Reinkultur. So verging die Zeit wie im Flug und mit der Zeit machten sich die einen noch auf in die Stadt, in die zahlreichen Pubs, die anderen verabschiedeten sich ins Hotel. So fand ein großartiger erster Tag sein Ende.


Am nächsten Morgen hatten wir nach einem stärkenden englischen Frühstück Gele-genheit, uns die Stadt anzusehen. Liverpool ist nicht nur fußballerisch, sondern auch historisch und architektonisch eine tolle Stadt. Am Nachmittag machten wir uns dann alle zusammen auf zu einer gut zweistündigen Stadiontour und hatten die Möglichkeit, ins tiefste Innere von Anfield zu blicken. Anschließend begaben wir uns auf eine Pub Tour durch Liverpool zusammen mit Graham Agg, einem der Organisatoren der Tour von englischer Seite. Im ersten Pub sah ich dann neben der Bar den älteren Ordner mit Borussia Mütze vom Vortag wieder, zusammen im Gespräch mit Dirk „DK“ Kramer. Er nennt sich Ray und erkannte mich direkt wieder. Dann erzählte er mir davon, dass er zum ersten Mal den Bökelberg 1973 und einige weitere Male besuchte. Eine tolle Geste seinerseits war es dann, als er mir seinen Pin mit der Auf-schrift „Kameradschaft – Tradition verbindet – 1977 bis 2017 – 40 Years friendship“, den er an der Jacke trug, schenkte. Diesen werde ich in Ehren halten. Und so zogen wir weiter von Pub zu Pub, singend und feiernd durch die Straßen von Liverpool. Viele stellten auf der Tour fest, dass man Jahre lang im selben Block stand, ohne es bisher bemerkt zu haben. Diese große heterogene Schar an Borussen, die sich vor zwei Tagen mit dem Bus aufmachte, wurde nun endgültig zu Freunden. Und so tranken wir Pint um Pint und die Stimmung wurde ausgelassener je weiter wir kamen. Nach dem letzten Pub war es nun freigestellt, wie man den Abend weiter verbringen möchte. Die einen zogen weiter, die anderen verabschiedeten sich ins Hotel. So fand der zweite Tag in Liverpool ein würdiges Ende.


Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zurück in die Heimat. Nach dem Frühstück, wo bei manch einem die Spuren der letzten Nacht vom Gesicht abgelesen werden konnte, verließen wir die Stadt mit dem Bus und fuhren nun in Richtung Dover, um dieses Mal mit der Fähre über den Ärmelkanal zu schippern. Mit einer gewissen Wehmut, aber mit noch größerer Freude über die vielen Erlebnisse der letzten Tage, erreichten wir Mönchengladbach früher als geplant gegen 1:30 Uhr. Die einen konnten nun direkt nach Hause fahren, die anderen mussten die Nacht noch überstehen, bis ihr Zug früh morgens vom Hauptbahnhof in Richtung Heimat abfuhr. Mit der fälschlichen Annahme, wir seien die letzten, erreichten mein Vater und ich das Schnellrestaurant mit dem großen gelben M hinter dem Hbf und mussten über-raschend feststellen, dass neben uns noch andere Borussen die Zeit dort überbrücken mussten. So trafen wir noch Borussen, die mit dem Zug nach Dortmund und von dort weiter mit dem Bus in Richtung Leipzig fuhren, und somit mehr als 24 Stunden von Liverpool nach Hause unterwegs waren, die Schweiz einmal ausgeklammert. Was wir nicht alles auf uns nehmen für 90 Minuten Fußball.


So fand die Liverpool Tour 2018 ihr Ende. Es prasselten so viele verschiedene Eindrücke auf uns ein, die wir wohl erst im Laufe der nächsten Tage und Wochen verarbeiten und realisieren können. Neue Freundschaften wurden geschlossen und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass diejenigen, die das erste Mal in Liverpool waren, nicht das letzte Mal dort gewesen sind! Einen großen Dank muss man dem FPMG Supporters Club und Graham Agg für die Organisation der Tour aussprechen. Einen großen Dank gilt es ebenso Willi und seiner Frau auszusprechen, die die Tour exzellent führten und begleiteten. Ein großes Dankeschön dafür, es hätte nicht besser sein können!


Wir sehen uns zur Rückrunde im Park. Lott jonn!