Paradigmen-Wechsel „Sponsor sucht Verein“ gefährdet die traditionelle Fußballkultur

Borussias heutiger Gegner RB Leipzig ist kein normaler Fußballverein, sondern ein Marketinginstrument. Ein Blick zurück in die Geschichte von RB macht ungeschminkt deutlich, um was es sich bei dem Konstrukt handelt:


 
Die Red Bull GmbH (RB) ist ein österreichisches Unternehmen, das ist erster Linie einen sogenannten „Energydrink“ herstellt. Seine Werbeaktivitäten konzentrierte RB zunächst auf Extremsportarten, entdeckte über die Formel 1 und dem Eishockey Mitte der 2.000er Jahre den Fußball. 2005 übernahm man zu 100% den SV Austria Salzburg, benannte den Verein sofort in den FC Red Bull Salzburg um und ersetzte die traditionell violett-weißen Vereinsfarben zum Unmut der Fans durch das RB-bekannte Weiß-Rot aus. Red Bulls eigenes, explizites und auch entlarvendes Argument war dabei: "Red Bull ist kein Sponsor, sondern Eigentümer." Und weiter: "Keine Kompromisse. Das ist ein neues Team, ein neuer Klub. Es gibt keine Tradition, es gibt keine Geschichte, es gibt kein Archiv."
 
Daraufhin gründeten die enttäuschten Fans nach dem Vorbild der ebenfalls  fangetragenen englischen Vereine AFC Wimbledon und FC United of Manchester kurzerhand den SV Austria Salzburg neu. In den traditionellen Klubfarben spielt man mittlerweile in der Salzburger Liga, der vierthöchsten Liga Österreichs. Red Bull hingegen geht es nicht um Tradition, nicht um den Fußball, wie wir ihn schätzen. Das Engagement dient einzig und alleine der besseren Vermarktung seines Produkts.
 
Die Fußballbegeisterung in Deutschland nach der WM 2006 motivierte RB schließlich auch zum Einstieg in den deutschen Fußball, um ein vergleichbares Projekt auch hier zu starten. Mit demselben Konzept wie bei Salzburg blitzte man bei St. Pauli, 1860 München und Fortuna Düsseldorf ab, wollte man doch deren Vereinsnamen, -wappen- und –farben ebenfalls im Sinne der konzerneigenen Corporate Identity austauschen. Hinzu kam die Forderung nach einer Mehrheit von 50+1 Prozent am Verein. Namensrechtliche Unstimmigkeiten sowie Fanproteste verhinderten sodann den Einstieg beim FC Sachsen Leipzig und damit den ersten Versuch, in dieser Region Fuß zu fassen.
 
Die bestehende 50+1-Regel war der ausschlaggebende Grund, weshalb man schließlich den Umweg über die „Dörfer“ nahm und sich einen Verein unterhalb der Regionalliga von der grünen Wiese pickte. Dieser unterliegt nämlich nicht mehr dem DFB-Lizensierungsverfahren. Die Wahl fiel auf den SSV Markranstädt, dem im Prinzip dasselbe Schicksal zu Teil wurde wie dem SV Austria Salzburg.
 
Die Marketingplattform, die der Fußball inzwischen bietet, ist für den RB Konzern in unserer Wahrnehmung das Hauptmotiv für den Einstieg. Dieser Paradigmen-Wechsel „Sponsor sucht Verein“ gefährdet die traditionelle Fußballkultur, in dem der Sport im Mittelpunkt steht und der Ursprung von Allem ist. Nur auf dieser Basis entzündet sich die Leidenschaft für eine Fankultur, wie wir sie lieben!
 
Daher ist es uns als Hüter unserer Fankultur wichtig, dass eine Begegnung gegen RB niemals als „normales Fußballspiel“ wahrgenommen werden darf, beim ersten Aufeinandertreffen vor 2 Jahren nicht, heute nicht und auch in der Zukunft nicht. Never – ever!
 
Über die Form des Protestes kann man sicher streiten. Daher ist es uns wichtig, dass wir nun einen Konsens gefunden haben, der von einer breiten Mehrheit der aktiven Fanszene unterstützt wird. Als Dachorganisation der aktiven Fanszene und Mitinitiator des Borussenkodex ist es uns wichtig, dass der Protest stets gewaltfrei, kreativ und niveauvoll stattfindet.