Eigentörchen zum Advent
Eine Kunststofffigur von Steve Mc Manaman
Was hat ein Fußballspieler aus Liverpool, der die Nummer 7 trug, mit der Zahl 3 zu tun? Spontan nichts, aber mit ein paar Erklärungen löse ich das kleine Rätsel auf. Es könnte 3 o‘clock a.m., also spät in der Nacht gewesen sein, als der besagte Steve Mc Manaman mit seinem Kumpel Robbie Fowler auf Tower traf und über Basketball fabulierten.
Der Ort des Geschehens ist das Foyer eines Hotels namens Moat House in der Paradise Street in Liverpool. Leider existiert dieses Hotel nicht mehr, aber hier erlebten wir bei unseren unzähligen Liverpooltouren eine Menge unvergesslicher Geschichten. Ein paar wenige davon möchte ich heute mit Euch teilen. Alle Geschichten zusammen, würden mehrere Adventskalender füllen…
Zunächst die Auflösung des kleinen Rätsels: Es geht nicht um die drei Affen, auch wenn Robbi Fowler über Monkeys in der eben beschriebenen Szenerie sprach, sondern in der Tat um den FC Liverpool. Drei Mal gab es Pflichtspiele gegen die Reds. Ein perfekter Aufhänger, um Euch in meinen Erinnerungen mit nach Liverpool zu nehmen.
Wir schreiben das Jahr 1996. In der Sommerpause, genauer vom 27. - 28.07., wurde unsere Borussia zum Turnier „Sir John Moores Centenary Trophy“ an die Merseyside eingeladen. Sir John Moores wurde 1896 geboren, war ein bekannter britischer Geschäftsmann und in den 60er Jahren Vorsitzender des Everton FC. Quasi zu seinem 100. Geburtstag gab es das Turnier mit Everton FC, Liverpool FC, FC Porto und unserer Borussia. Am Samstag wurde das Halbfinale an der Anfield Road gespielt. Wir gewannen gegen Everton im Elfmeterschießen, was gegen Engländer zu dieser Zeit keine Überraschung war, und Liverpool unterlag dem FC Porto. Sonntags gab es dann das Endspiel im Goodison Park, und in der Tat holten wir den Titel mit einem 3:2 Sieg. Soweit das Sportliche. Aber nun zu den interessanteren Geschichten:
Das Moat House war auf sehr vielen Reisen nach Liverpool unser Hotel. Ideal gelegen, um die Nacht zum Tage zu machen, und die Hotelbar hatte auch nie wirklich zu. Fußläufig ist einer der besten Clubs zu erreichen: Das Crazy House. Auf mehreren Etagen gab es jeweils Tanzflächen mit einer anderer Musikrichtung und genug Platz, um bei „Killing in the Name“ richtig abzutanzen. Außerdem gefühlt ständig Happy Hour…
Lustigerweise (für uns) logierte unsere Mannschaft im Juli 1996 auch im Moat House. So manche Begegnung im Fahrstuhl wird der ein oder andere Spieler nicht vergessen haben. Ich sag nur Frieda meets Effe.
Ebenso amüsant war die Situation, dass in der Nacht zum Sonntag das 100m Finale der Männer bei den Olympischen Spielen in Atlanta auf dem Programm stand. Der große Favorit 1996 war der Titelverteidiger Linford Christie. Entsprechend mit Union Jack geschmückt saßen viele Hotelgäste in dieser Nacht in der Hotelbar mit bangem Blick auf den Fernseher gerichtet. Zwei Fehlstarts später hatten wir die Hotelbar wieder für uns alleine.
Ich weiß es gar nicht mehr genau, ob es der gleiche Tag war, als sich diese kuriose Situation abspielte: Zwei aus unserer Truppe hatten in einem anderen Hotel ihr leichtes Handgepäck abgestellt. Da sich das Nachtleben allerdings in unsere Hotelbar verlagert hatte, waren die Herren auch bei uns. Einige Getränke später turnte einer der beiden in der Hotelküche mit einer Suppenkelle rum, was nach einigen Diskussionen zum Platzverweis in der Hotelbar führte. Als wurde also ein Taxi geordert, und die beiden wurden dort reingesetzt. Sofort schliefen sie ein, und der Taxifahrer wusste gar nicht, wo er sie hinbringen sollte. Wir übrigens auch nicht, und so blieb das Taxi etwa eine Stunde vor dem Hotel stehen. Plötzlich wachte einer auf und klopfte seinen Kumpel mit den Worten: „Aufstehen, wir sind da!“ wieder wach. Beide kamen wieder zurück in die Hotelbar und hatten weiter Spaß mit uns…
Dass wir vom FPMG so oft in Liverpool waren und hoffentlich auch bald wieder sein werden, hat übrigens einen ernsten Hintergrund. Als sich im April 1989 die Stadionkatastrophe in Sheffield ereignete und 96 Liverpoolfans ihr Leben verloren, sammelte die Fanszene Mönchengladbach Geld für die Hinterbliebenen. Das FP übergab schließlich einen Scheck über 21.000 DM. Im Jahre 1992 wurde die erste Liverpool-Tour organisiert. Seither gibt es die regelmäßigen Besuche.
Hierbei haben wir stets die Kampagne „justice for 96“ unterstützt, um endlich Recht zu bekommen: Die Katastrophe passierte nicht wegen Fehlverhalten der Fans, sondern aufgrund Fehler in der Taktik des Ordnungsdienstes, der in den überfüllten Blöcken nicht die Fluchttore Richtung Spielfeld öffnete. 2009 wurde schließlich den Aussagen der Fans Recht gegeben. Bestraft wurde allerdings niemand der Verantwortlichen…
Nach der Stadionkatastrophe in Sheffield wurden in England übrigens die Stehplätze abgeschafft. Die Stadion- und Fankultur hat seitdem in England mehr Schein als Sein. Aber dazu mehr an einem anderen Tag.