Auf dem rund 140-minütigen Weiterflug zum Kleinstflughafen Vagar lernten wir mit Atlantic Airways eine Fluggesellschaft kennen, die auf vertrauten Flugstrecken längst gestrichene Annehmlichkeiten bot.
Gelandet sorgte ein erster Verpflegungshalt im Supermarkt für anhaltende Kurzweil. Zwei Pakete mit Karotten, der flugs aus der Taufe gehobenen Faröere-Möhre, entpuppten sich als Gemüse mit großem Potenzial - einem hohem Anteil an Carotin und am Wortwitz der Folgetage. Typischerweise eingeführt wurden hingegen die mit vorauseilendem Durst daheim oder im Duty-free-Shop, in erschöpfender Auslegung der strengen Einfuhrbestimmungen erstandenen Getränke.
Die Ankunft in unserer Herberge in Gjógv gestaltete sich für die Teilnehmer der (zur Recht glorifizierten) Schottland-Färöer-Tour des Jahres 2003 zur Zeitreise. Das Gästehaus präsentierte zwar runderneuert mit deutlich mehr Komfort. Den größten Wiedererkennungswert lieferten die Bettschränke, in denen diesmal allerdings eine Gruppe Pfälzer untergebracht war.
Innerhalb der Reisegruppe, die sich schon in der Nacht zum Dienstag stimmgewaltig bei den restlichen Gästen vorstellte, spannte sich der Bogen vom fortgesetzten Junggesellenabschied (mit anderen Möhren) bis zur Silberhochzeitsreise. Alternativ zum einschlägigen Liedgut etablierte sich eine textfreie, gepfiffene Variante, die uns (da ohnehin wesentlich nationalmannschaftskompatibler) die nächsten Tage unentwegt und situationsunabhängig begleiten sollte.
Die frühzeitige Anreise zum Spielort schuf am Dienstag die Möglichkeit zum Besuch von Tórshavn. Bedauerlich nur, dass das gemütliche Café Natúr, das unseren Aufenthalt 2003 verkürzt und die Spesenrechnung verlängert hatte, wegen Umbauarbeiten geschlossen war. Am Hafen fand sich bei sonnigem Wetter schnell adäquater Ersatz. Mitunter aufkommende Müdigkeit mag nur in Teilen durch das nahezu intuitive Schafe zählen in diesen Tage erklärt sein.
Der deutsche Pflichtsieg bot später erwartungsgemäß keine spielerischen oder atmosphärischen Glanzlichter, zu unserer Freude konnte sich Max Kruse über gut 10 Minuten auf Höhe des Gästebereichs noch in die eine oder andere Offensivszene setzen. In Erinnerung dieses Stadionpunktes bleiben die außergewöhnlich eleganten Flutlichtmasten und neben den färingischen Mann- auch die auf der gegenüber liegenden Seite unverdrossen zu Werke gehenden Dachdecker (kolportierter Spieler-O-Ton: mein Vater deckt Dächer, den Klose deck ich).
Der Mittwoch bedurfte keines Rahmenprogramms. Die gebotene, unverfälschte Natur lädt bei spektakulärem Panorama zur Erkundung ein und war wie der Reiseproviant im Überfluss vorhanden. Als Höhepunkt wagten vier Eisenmänner papageientauchergleich den Sprung in den lausig kalten Atlantik, der mit „nördlicher Nordsee“ geographisch nur unzureichend beschrieben wurde. Auch diesen Abend sollte der Herbergsvater keinen leichten Stand haben. Als er am letzten Morgen jedoch gleichfalls die Lippen spitzte bewies er entweder feinsinnig eine gemöhrige Portion Humor oder dokumentierte unfreiwillig den bleibenden Eindruck, den diese Reisegruppe phonetisch hinterließ. Zum Rest schweigen die Schafe. Hoffentlich. Wer kann, der kann...