Es ist noch gar nicht so lange her, da verkauften wir im FanHaus und am Infostand ein Sweatshirt mit dieser Aufschrift in hoher Stückzahl. Hartgesotten und leidgeprüft, damit konnten sich die meisten Fans identifizieren. Der Weg der Borussia in den Jahren vor Lucien Favre war ein einziges Auf und Ab, die Fanseele begleitete vor allem der angstvolle Gedanke, wie ein weiterer Abstieg zu verhindern sei…
Das war die Zeit, in der Auswärtsfahrten mit der schon geradezu beiläufigen Resignation angetreten wurden, dass ohnehin nichts zu holen sei, in der ein Punktgewinn oder gar ein Sieg auf fremdem Platz nicht erwartet wurde, und wenn es dann doch zum Punktgewinn reichte, löste das schon Euphoriewellen aus.
Es ist gut, dass sich die Zeiten ändern, unsere Borussia hat in den letzten Jahren erstaunlich an Fahrt aufgenommen. Statt eines schaudernden Blicks auf die Abstiegsränge schielt man heute erwartungsvoll auf die internationalen Plätze. Doch der Kampf der Mannschaften da oben ist genauso eng wie der Kampf der Teams am Tabellenende. Nachdem Borussia völlig überraschend - was wohl mittlerweile der ein oder andere vergessen hat: VÖLLIG ÜBERRASCHEND - sogar in der Champions-League-Qualifikation antrat, ist nun wieder das Mittelfeld der Tabelle unsere Heimat, Tendenz fallend.
Es ist nachvollziehbar, dass der eine oder andere enttäuscht ist. Genau: ent-täuscht. Wer ent-täuscht ist, hat sich vorher ge-täuscht. Also Zeit, einen klaren Blick auf die Möglichkeiten des Vereins zu werfen und zum Beispiel den Traum von permanenter europäischer Beteiligung getrost zu entsorgen.
Die jetzige Krise der Borussia sollte uns Fans - hartgesotten und leidgeprüft - relativ wenig zu schaffen machen. Auf gar keinen Fall hat sie Reaktionen wie Becherwürfe, höhnischen Applaus oder Pfeifkonzerte verdient. Wer zu diesen Mitteln greift, der sollte sich fragen, ob er im BORUSSIA-PARK im richtigen Stadion ist.
Es ist wohl jetzt an der Zeit, dass die Fans ihre Komfortzone „Ich bin Anhänger einer der großen Clubs mit sportlichem Erfolg auf internationaler Ebene.“ wieder verlassen und sich darauf konzentrieren, dass sie Anhänger eines Clubs aus dem finanziellen Mittelfeld der Liga sind, der Größeres nur leisten kann, wenn eine ganze Reihe von Rahmenbedingungen optimal zusammenpassen. Neben der Fitness wichtiger Spieler, zielgerichtetem Training, Selbstsicherheit der Spieler - was ein Fan alles sowieso nicht beeinflussen kann - ist das mit Sicherheit auch die Unterstützung der Mannschaft und der Spieler während des Spiels.
Und die ließ dann doch jetzt sehr zu wünschen übrig. Beleidigtes Schweigen auf den Rängen hat allerdings noch keiner Mannschaft weitergeholfen. Becherwürfe gegen den eigenen Torhüter schon mal gar nicht. Wer ein bisschen was von Fußball versteht, der sieht doch, dass ter Stegen ganz anders in das Spiel eingebunden ist als viele andere Torhüter. Bei einer so großen Anzahl von Ballkontakten kann nicht immer alles gelingen, und manchmal geht es halt auch richtig in die Hose. Für ein derartiges Verhalten, das sicherlich nur noch weiter verunsichert, aber niemanden motiviert, sollte bei einem hartgesottenen und leidgeprüften Fan eigentlich kein Platz sein.
Trefflich streiten lässt sich natürlich über die sportlichen Entscheidungen des Vereins, beispielhaft sei hier nur „Hrgota für Arango: Geht das?“ , „Festhalten an Kruse/Hermann/Xhaka usw.: Wie lange noch?“, „De-Jong-Transfer; Für wen war das sinnvoll?“ usw. usf. genannt, doch seien wir als Fans ganz ehrlich: Das ist nicht unser Bier. Hier ist dann der Verein zur Nachdenklichkeit und Rückbesinnung aufgefordert, und das wird mit Sicherheit auch passieren. So gut sollten wir alle unsere Vereinsführung einschätzen können, dass wir wissen, dass keiner mit der aktuellen Tendenz glücklich ist.
Ein bisschen Rückbesinnung allerseits ist nun also gefordert. Rom war schön, und der Support dort gigantisch. Aber Rom war gestern. Heute braucht die Mannschaft unseren Support hier. Im BORUSSIA-PARK und überall auswärts.