„Bei Freiburg wächst der Wein, im Schwarzwald schöne Mägdelein, ein Badner möcht ich sein!“ Mag letztgenannter Assimilationsgedanke den meisten Borussen auch entschieden zu weit gehen - wie schon im Vorjahr legen die (wie höhere Gewalten schaltenden) Spieltagsplaner jedoch auch 2014 die Osterfeiertage festlich über unsere Auswärtsfahrt zum SC Freiburg.
Und in der Tat weckt das Ende der Fastenzeit Begehrlichkeiten. Diese mögen wie im offiziellen Schlussakkord des Badnerliedes eher profaner Natur sein - Fleisch, Fleischeslust, der Gedanke, in formidabler Gegend mal wieder dem Bacchus zu huldigen - oder aber sich weitergehender auf internationale Fleischtöpfe und das einhergehende Fernweh kaprizieren.
Für das bekannt reiselustige Borussenvolk bieten die vier freien Tage eine denkbar stressfreie Gelegenheit, die selbsterkorene „Green City“ im fernen Breisgau mit Schwarz-Weiß komplementär zu schmücken. Der vom Harndrang geplagte Tagesbesucher orientiere sich dabei übrigens an der bemerkenswerten Aktion „nette Toilette“ zahlreicher Gastronomiebetriebe, die mit (allerdings) roten Aufklebern auf die kostenfreie Nutzungsmöglichkeit Ihrer Aborte hinweisen.
Fehltritte in die weit verzweigten Bächle werden im Innenstadtbereich der Legende nach mit Badener Zwangsehen geahndet. Die Konsequenzen unseres Auftretens im Rasenviereck des Dreisamstadions stehen dagegen wahrlich in den Sternen des europäischen Himmelszeltes. Uns erwartet zweifelsohne ein selbstbewußter Gegner, der in den zurückliegenden sechs Partien vier Siege, ein Unentschieden und nur eine Niederlage verzeichnete. Nach einer phantastischen Saison 2012/2013 und der sportlich janusköpfigen Qualifikation für die Euro League (verbunden mit dem Aderlass wichtiger Leistungsträger) schickt sich eine zur Winterpause fast schon abgeschriebene Mannschaft an, mit bekannten Freiburger Tugenden den Breis-Gau zu verhindern. Den Aufschwung dokumentiert nicht zuletzt Platz 9 in der Rückrundentabelle, zwei Punkte vor Borussia.
Die angesprochenen Aufkleber sucht man im 1954 eingeweihten Dreisamstadion, dessen Sanitärbereich auch nach zehn Jahren noch lebhafte Erinnerungen an den Bökelberg weckt, hingegen vergeblich. Nun bereitet der Aufenthalt im typischerweise bleifreien Freiburger Gästeblock ohnehin erst dann Freude, wenn man sich stattdessen im nahe gelegenen Biergarten aufhält. Auch die Sitzplätze auf dem Oberrang gewinnen erst nach Saisonbeginn des angrenzenden Strandbades. In die bereits Jahre währende Diskussion um einen Stadionneu- oder umbau ist seit Anfang des Jahres jedoch deutlich Bewegung gekommen. Im Januar veröffentlichte der Verein ein Positionspapier, in dem der Sportclub die klare Notwendigkeit eines neuen Stadions proklamiert und die Ergebnisse umfangreicher Standortanalysen zusammenfasst. Ein weiterer Umbau wird dabei weder als praktikabel, noch als ökonomisch sinnvoll eingeschätzt. Nachdem zwischenzeitlich sogar eine Arena weit vor den Toren Freiburgs (Rust) diskutiert wurde, wird nun im Einklang mit dem Vereinsplädoyer ein städtisches Flughafengelände im Westen Freiburgs näher untersucht.
Da sich auch hier die Gegner formieren, sei für den Moment lediglich gesagt - wenn wir den Gästeblock am Samstag verlassen, würden wir ihn eines Tages gerne anders vorfinden. Zwar nicht mit roten Aufklebern. Aber im Vertrauen darauf, dass es den Badenern gelingt, die besondere „Freiburg-Atmosphäre“ in die Neuzeit zu überführen. Auf drei Pünktle!