Mit Granit Xhaka und Neuborusse Yann Sommer treten in Gruppe E für die Schweiz gleich zwei Borussen bei der WM an. Sie bekommen es mit Ecuador, Frankreich und Honduras zu tun. Nicht nur, weil die Schweiz für die Gruppenauslosung gesetzt war, ist das Überstehen der Vorrunde mehr als realistisch. Allein die in der Bundesliga aktiven Eidgenossen könnten fast die komplette „Nati“ bilden.
Längst haben die Schweizer ihre österreichischen Konkurrenten abgehängt und sind zur Nummer eins in der Alpenregion aufgestiegen. Während man an Inn und Donau in den letzten Jahren bei Großturnieren regelmäßig zum Zuschauen verdammt war, darf man sich ein paar Kilometer weiter westlich mittlerweile über die dritte WM-Endrundenteilnahme in Folge freuen. Ottmar Hitzfeld, seit 2008 Schweizer Nationaltrainer dürfte hieran großen Anteil haben.
Mit Diego Benaglio, Ricardo Rodriguez (beide VfL Wolfsburg), Johan Djourou (Hamburger SV), Tranquillo Barnetta (FC Schalke 04), Gelson Fernandes, Admir Mehmedi (beide SC Freiburg), Xherdan Shaqiri (FC Bayern), Josip Drmic (1. FC Nürnberg) sind neben unseren beiden Borussen diverse Eidgenossen in der Bundesliga zu finden. Kapitän Gökhan Inler verdient seine Brötchen in Süditalien beim jüngst wiedererstarkten SSC Neapel, zu dem es auch Valon Behrami und Blerim Dzemaili gezogen hat.
Neben der souveränen WM-Qualifikation als Tabellenführer der Europagruppe E gelang der Schweiz im August letzten Jahres in einem Freundschaftsspiel das Kunststück, den WM-Gastgeber und Topfavoriten Brasilien zu bezwingen. Im Baseler St. Jakob Park gewannen die Eidgenossen vielumjubelt mit 1:0. Ob dieses Spiel den 6. der aktuellen FIFA-Weltrangliste zu einem Mitfavoriten auf den Titel macht, bleibt abzuwarten, die Vorrunde dürfte allerdings keine allzu große Hürde darstellen.Erster WM-Gegner der Schweiz ist Ecuador, eine der für uns Europäer weitgehend unbekannten südamerikanischen Mannschaften. Aufgrund seiner Lage mitten im Andenhochland sind Auswärtsspiele in Ecuadors Hauptstadt Quito bei den Konkurrenten gefürchtet. Auf 2.850m Höhe über dem Meeresspiegel geht selbst den arrivierten Teams aus Brasilien oder Argentinien regelmäßig die Puste aus, wenn sie in Ecuador antreten müssen. Ein Standortvorteil, der dem Land entscheidend bei der WM-Qualifikation half, bei der man sich als Vierter der CONMEBOL-Gruppe sogar noch vor den deutlich stärker eingeschätzten „Uruguayos“ platzierte.
Die meisten ecuadorianischen Fußballprofis sind bis dato ihrem Heimatkontinent treu geblieben. Mit Carlos Gruezo (VfB Stuttgart) ist allerdings auch ein Bundesligaspieler vertreten, mit acht Einsätzen in der abgelaufenen Saison allerdings nicht gerade Stammkraft am Neckar. Topstar Antonio Valencia von Manchester United ragt aus der Mannschaft heraus. Ansonsten dürften uns Europäern die meisten Spieler Ecuadors (FIFA Weltrangliste Platz 26), das erst zum dritten Mal für die Endrunde einer Fußballweltmeisterschaft qualifiziert ist, weitgehend unbekannt sein.Mit Frankreich ist in der Gruppe E ein weiteres europäisches Land vertreten. Der Weltmeister von 1998 ist seit Längerem auf dem „absteigenden Ast“. Bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland erreichte man noch das Finale, danach ging es für „Les Bleus“ abwärts. Die Europameisterschaft 2008 endete für Frankreich in der Vorrunde, für die WM 2010 in Südafrika qualifizierte man sich in der Relegation gegen Irland erst durch ein skandalöses Handtor von Thierry Henry und schied anschließend in der Vorrunde aus. Bei der Europameisterschaft vor zwei Jahren wurde immerhin die Vorrunde überstanden. Alles in allem viel zu wenig auch für die eigenen Ansprüche.
Gerade wir deutsche Fußballfans bringen die französische Nationalmannschaft vor allem mit Franck Ribéry in Verbindung. Dessen verletzungsbedingter Ausfall dürfte für die Franzosen kaum zu kompensieren sein, gleichwertiger Ersatz steht nicht zur Verfügung. Ohnehin waren die Namen einer Équipe Tricilore schon mal klangvoller. Karim Benzema von Champions League-Sieger Real Madrid sticht aus der Mannschaft heraus, genauso wie Olivier Giroud vom FC Arsenal und sicher immer noch - auch wenn etwas in die Jahre gekommen - Patrice Evra von Manchester United. Mit Raphael Varane (ebenfalls Real Madrid) ist sicher noch ein weiterer bekannter Name vertreten. Ansonsten kommen die Erben von Zinedine Zidane einigermaßen wenig furchteinflößend daher.
Nachdem Frankreich (FIFA-Weltrangliste Platz 23) in der Gruppenphase der WM-Qualifikation Spanien den Vortritt überlassen musste, gelang die WM-Teilnahme durch zwei erneut dramatische Relegationsspiele. In Kiew verlor man mit 2:0, das Rückspiel gegen die Ukraine endete 3:0. Mit Honduras tritt, was WM-Teilnahmen betrifft, ein echter Exot in der Gruppe E an. Das kleine mittelamerikanische Land nimmt erst zum dritten Mal an einer Weltmeisterschaft teil, was an sich für Honduras bereits ein Riesenerfolg ist. Jedes Erfolgserlebnis in der Gruppenphase wäre für den 33. der aktuellen FIFA-Weltrangliste eine Sensation.
Man mag es kaum glauben, aber wir Borussen werden nach der WM tatsächlich einen Honduraner leibhaftig zu Gesicht bekommen. Wilson Palacios trifft mit Stoke City im Rahmen des diesjährigen Sommertrainingslagers am 20.07. in Rottach-Egern auf unsere Borussia.
Die Gruppe E trägt ihre Spiele in Brasília, Porto Alegre, Salvador, Curitiba, Rio De Janeiro und Manaus, also vorwiegend im brasilianischen Süden aus. Auf die Schweiz und Honduras kommt dabei das „Vergnügen“ zu, anlässlich ihres Gruppenspiels den weiten Weg nach Manaus ins Amazonasgebiet antreten zu müssen.