Kostendruck und Personalmangel machen es nötig – und MÖGLICH!

FPMGNordrhein Westfalens Innenminister Ralf Jäger hat am vergangenen Montag den Vorstoß gewagt und angekündigt, in Zukunft weniger Polizei bei Bundesliga-Spielen einzusetzen. Was sind die Kernaussagen im Entwurf des NRW-Innenministers?

 

Wir haben uns in dieser Woche mit dem Thema befasst:

 

- Es sollen Fußballspiele identifiziert werden, "die ohne den Einsatz von Bereitschaftspolizei bzw. mit geringerem Kräfteansatz als in den Vorjahren begleitet werden".

 

- Wird Bereitschaftspolizei rund um Spiele eingesetzt, "werden diese Kräfte lageabhängig nach Möglichkeit verdeckt aufgestellt bzw. insbesondere in der Begleitung von Fußballanhängern zurückhaltend eingesetzt".

 

- "Bereitschaftspolizei wird anlassunabhängig nicht offen im Stadion gezeigt".

 

- "Die Begleitung von Shuttleverkehren vom/zum Stadion wird grundsätzlich nicht von der Polizei übernommen".

 

Nicht bei allen Spielen ohne Polizei

 

Diese Aussagen beziehen sich nicht auf die sogenannten Risikospiele, also z. B. nicht auf unser Spiel gegen Köln. Für den ersten Spieltag gehört aber das Spiel gegen Stuttgart wohl zu einem der Spiele mit Polizei-Einspar-Potential. Und mit was? Mit Recht! Insbesondere wenn es um die Anwesenheit während des Spieles geht, hat sich schon der eine oder andere Fan gefragt, was die Polizisten auf den diverse Zuschauerrängen eigentlich machen außer ebenfalls Fußball zu gucken. Dies sei ihnen ja gegönnt, aber notwendig im Rahmen bezahlter Arbeitszeit ist das in 90%-99% der Fälle nicht.


Betrachtet man Borussias Hinrunde, könnte der Polizeieinsatz aus Fansicht zumindest bei folgenden Spielen reduziert werden: Stuttgart (s. o.), Hoffenheim, Bremen. Es ist nicht so einfach, für alle Zeiten und komplett allgemein Gastvereine und deren Anhängerschaft und deren Zusammentreffen mit den Borussen-Fans als harmlos einzustufen. So hat es beispielsweise beim letzten Auswärtsspiel in Berlin ein gegen Gladbacher gerichtetes Transparent gegeben, das möglicherweise wieder eine Gegenreaktion unbekannter Art hervorruft.

 

Aufgabe: Gewaltprävention

 

Aufgabe der Polizei ist Gewaltprävention, also die Vorbeugung. Durch die starke Präsenz von Polizei der Einsatzhundertschaften soll Gewalt bereits im Vorfeld vermieden werden. Die eigentliche Frage in diesem Zusammenhang ist, ob „viel“ auch immer „viel“ hilft. Und wenn „viel“ „viel“ hilft, dann stellt sich die Frage, wo denn die vielen Polizisten positioniert sein sollen. Offensichtlich rund ums Stadion? Irgendwo mehr oder weniger verdeckt in der näheren Umgebung?

 

Denn wenn rund ums Stadion – so ist es ja in den meisten Fällen, und nicht im Stadion – Gewalt aufkommt, welchen Anteil an der Situation hat dann u. U. die Anwesenheit der Polizei? Betrachtet man das Geschehen bei einem Fußballspiel als Gesamtsystem muss man mit der Antwort rechnen, dass es Fans hüben wie drüben gibt, die sich durch die Präsenz der Polizei provoziert fühlen, auch wenn es wiederum andere geben mag, denen die Polizei Sicherheit vermittelt.

 

Ironischer Weise ist aufgrund unserer langjähriger Beobachtungen rund um Fußballspiele dabei allerdings zu beachten, dass die Polizeipräsenz tendenziell auf diejenigen provozierend wirkt, die eher zu gewaltsamen Handlungen neigen, und tendenziell beruhigend auf diejenigen, die eher nicht in Konflikte irgendwelcher Art verwickelt sind. Für beide ist die Anwesenheit der Polizie also vermutlich so etwas wie ein Verstärker einer bereits vorhandenen Verhaltenstendenz. Dann könnte sie doch auch wegbleiben, oder? Nein, natürlich nicht komplett, aber die Sache mit der Verringerung der Kräfte erscheint dann sinnvoll.

 

Schwierige Aufgabe mit ständig wechselnden Variablen

 

Auch als Fan, der der Polizeipräsenz kritisch gegenüber eingestellt ist, muss man – wenn man alle möglichen Variablen und die sich immer wieder verändernden Beziehungen zwischen den verschiedenen Fanszenen berücksichtigt – zugestehen, dass die Planung der Polizei-Einsätze rund um Fußballspiele eine sehr komplexe Angelegenheit ist.


Wünschenswert wäre, dass diejenigen mehr einbezogen werden, um die es geht: die Fans. Vielleicht könnten sie mit ihren Erfahrungen weitere Planungshilfen liefern. Unser AK Fan-Dialog ist ein gutes Beispiel, wie Anregungen von beiden Seiten verarbeitet werden können.
Uns steht in der Hinrunde wenig Aufregendes bevor... Warten wir die Rückrunde ab.