Statt Blumen. Derbysieger.

Man mag es mit Karl Valentin (auch wenn dieser zweifelsfrei nicht als Namensgeber des Feiertages der Liebenden taugt) sagen: Jedes Derby hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische. Für die komische reicht das olle Hasenkostüm der Vorjahre, für die negative eine Handvoll Sch(m)utzanzüge und für die positive die ungeahnten Kopfball-Qualitäten eines Granit Xhaka.

 

Wenn Derbyspieltag, Karneval und Valentinstag zusammenfallen, ist zunächst fraglich, ob die bevorstehenden Geschehnisse dieser Koinzidenz der Feierlichkeiten am Ende des Spieltages gerecht werden können. Nach der zuletzt eher ungesunden Rivalität (oder aus der Reihe Worte aus der Retorte: Irrivalität) mochte sich im Vorfeld auch nicht wirklich vorbehaltlose Spieltagsvorfreude einstellen. Zudem wir mit Lucien Favre die Zeiten, in denen sich eine lange Bundesliga-Saison auf gerade einmal zwei Höhepunkte reduzierte, hinter uns gelassen haben.

 

Am FanHaus, bei sonnig-freundlicher Witterung, sah die Sache dann doch schnell wieder anders aus. Während vor den Toren gestenreiche Gästefans vorbeigeshuttelt wurden, stellte sich das gewohnte Kribbeln unwiderruflich ein. Dieses Kribbeln entlud sich hörbar in der Verlängerung, als unser Derbyheld Granit seinem jüngst erfolgten schriftlichen Bekenntnis zur Borussia Taten und Tor folgen ließ.

 

Zuvor hatte man gegen Spielende (geradezu genervt durch die Torflut auf anderen Plätzen) schon etwas ungläubig auf den frisch verlegten Rasen geschaut. 180 torlose Minuten hatte es in der Historie des rheinischen Duells noch nicht gegeben. Und die anders als ihr martialisches Pendant im Vorjahr deutlich stilsichere Derby-Choreographie hatte es nahegelegt - ist es doch liebgewonnene „gute alte Tradition“, den Geißbock regelmäßig spielerisch zu „versohlen“. Man war aber gewarnt. Nach dem Motto, ist der Anspruch erst ruiniert (bekanntlich firmiert der FC mittlerweile ganz offiziell als Karnevalsverein) punktet es sich ganz ungeniert, hat die K*lner  Defensiv- und Konterabteilung vornehmlich in der Fremde reichlich gepunktet. Die Grenzen zwischen legitimen und limitierten Mitteln mögen hier fließend sein.

 

Umso erfreulicher, dass der Borussia-Park am Samstag viel Geduld bewies. Und umso überschäumender waren die Freude und Genugtuung, dass am Ende wir belohnt und die Spielverweigerer bestraft wurden. Derbysieger eben. Ein Wort, dass sich nur schwerlich überstrapazieren läßt. Derbysieger.

 

Mit dem dritten 1-0 im neuen Jahr haben wir uns tabellarisch wieder als dritte Kraft in Fußballdeutschland zurückgemeldet. Für viele Borussen gehen die tollen Tag nahtlos über in die Europapokaltage in Sevilla. In diesem Kontext sei wieder eine Anleihe bei Karl Valentin erlaubt: Fußball ist schön, macht aber auch viel Arbeit. Auch (oder gerade) für Derbysieger.