Das Spiel dauert 180 Minuten (und manchmal auch länger)

FCSRund 3.000 Borussen machten sich (teilweise auch ohne Karte) auf den Weg nach Andalusien. Dabei erwies sich das Borussen-Volk mal wieder als äußerst kreativ. Unfassbar, wie viele verschiedene Wege nach Sevilla (ins Achtelfinale?) führen. Zwischenstopps in Bergamo, Brüssel, Malaga, Madrid, Marseille, Palma, Amsterdam, Leipzig…  Bezahlbare Direktflüge erwischten die Wenigsten. Erwartet wurden wir alle von Sonnenschein und angenehmen 20°. Zumindest diejenigen, die erst am Donnerstag anreisten.

 

Vorab wurde wieder viel vor der spanischen Polizei gewarnt, wie aber bereits in Villareal blieb alles ruhig, was unter anderem aber selbstverständlich auch daran lag, dass sich jeder zu benehmen wusste. Vor ein paar Tagen wäre man über so viel Respekt vor der Polizeipräsenz noch froh gewesen...

 

Einen offiziellen Fantreff gab es wieder nicht.  Schade! Ohne den gemeinsamen Fanmarsch zum Stadion und das gemeinsame Einstimmen fehlt was. Hoffentlich dürfen wir in der nächsten Runde in eine anderes Land und uns wieder standesgemäß und legendär auf das Spiel einstimmen. So traf man in den zahlreichen kleinen Kneipen in der Innenstadt immer wieder vereinzelte Borussen, mit denen man das ein oder andere Bierchen zu sich nehmen konnte. Äußerst treffend war, dass sich vor einer Kirche in der Stadt auf einer Treppe etwa 40 Borussen ansammelten. Die spanische Treppe gibt es also nicht nur in Rom.

Vor den Einlasskontrollen wurde ebenfalls gewarnt, sie erwiesen sich allerdings als harmlos. Luxus vermisste man im Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán völlig. 6 Dixi-Klos für 2.100 Borussen, Waschbecken und Toilettenpapier werden überbewertet. Die Getränke wurden in noch gefrorenem Zustand verkauft...

 

Mitte der Woche wurden in der Stadt und am Stadion noch etwa weitere 400 Karten an Borussen verkauft, so dass auf der Geraden auch noch ne Menge Gladbacher saßen und vor dem Spiel ein „VfL“  von links nach rechts geschmettert werden konnte. „Hurra, hurra, die Gladbacher die sind da!“  Die Stimmung im Gästeblock der 2.100 Borussen war gut. Sie hätte aber vielleicht noch einen Ticken besser sein können, wären unsere Sänger im Unterrang unter der Tribüne geblieben. So verhallte deren Gesang im nicht überdachten Oberrang doch öfters  im Sternenhimmel und wurden von den darunter stehenden Borussen überhört. Wenn aber sowohl Unter- als auch Oberrang mal synchron dasselbe Lied sangen, dann waren wir es, die für Feuer im angeblichen Hexenkessel sorgten.

 

Unsere Jungs machten ein richtig gutes Spiel, hielten mehr als nur dagegen, kamen zu Chancen, nutzten sie leider nicht und so reichte halt wieder ein individueller Fehler um das Spiel unverdient und unnötig mit 1:0 zu verlieren.

Wie bereits in Villareal waren die Spanier sofort nach Anpfiff aus dem Stadion verschwunden. Wir applaudierten unserer Mannschaft, die alles gegeben hatte selbstverständlich, und lockten sie mit einem „Gladbach ist der geilste Klub der Welt“ in die Kurve.


Als sich die Mannschaft in die Kabine verzogen hatte und wir noch die üblichen internationalen 45 Minuten im Block festgehalten wurden, musste aus nicht bekannten Gründen ein einziger Spieler von Sevilla auf dem Platz noch ein paar Ehrenrunden laufen. Nachdem die Spanier von ihren Fans schon während des Spiels sehr verhalten angefeuert wurden, erbarmten halt wir uns und unterstützen den Läufer mit aufmunterndem Applaus. Er dankte es uns ebenfalls mit Applaus.

 

Anfang der Woche sprachen wir mit Branimir Hrgota, der in den acht internationalen Spielen acht Mal traf. Wir wollten von ihm wissen, wie viele Tore er gegen die Spanier schießen würde. „Vier“ meinte er selbstbewusst mit einem kleinen Schmunzeln. Hatte im Hinspiel nicht ganz geklappt, aber wie gesagt: „Das Spiel dauert 180 Minuten“, vielleicht hebt er sich die Tore für das Rückspiel auf.
Die Mannschaftsleistung stimmte, die Leistung der Fans sowieso und nachdem so viele Statistiken gegen uns sprechen, hier auch mal eine, die für uns bzw. gegen den FC Sevilla spricht: Die roten Teufel hatten in der Saison 1982/1983 das Hinspiel gegen den FC Sevilla ebenfalls mit 1:0 verloren und das Rückspiel dann souverän mit 4:0 gewonnen. Brane, wir zählen auf dich!

 

Nun bleibt uns ein Tag zum Verschnaufen, bevor es am Sonntag an die Elbe geht. Viele treten die Reise zum HSV direkt von Sevilla aus an, die Anderen nutzen den kurzen Abstecher zu Hause, um den Ehepartner mal wieder zu sehen, die Fische zu füttern oder Ähnliches. Fan einer erfolgreichen Mannschaft zu sein ist anstrengend. Aber sagen wir es mal so: Lieber donnerstagabends beim Titelverteidiger der Europa League als montagabends bei Rasenball Leipzig. In diesem Sinne, Kräfte mobilisieren, gestern noch am Guadalquivir, morgen sehen wir uns an der Elbe!

 

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