Sind mitunter die gefährlichsten, so sagt man. Deshalb gilt für das kommende Spiel unserer Borussia gegen Hannover 96 am Sonntag volle Konzentration und für die Nordkurve Geduld und 100% Leidenschaft. Die niedersächsische Landeshauptstadt ist sicher mit einer der Geschichtsträchtigsten in diesem unserem Lande. Englische Könige gingen aus ihr hervor, inkontinente Prügelprinzen, die jährlich stattfindende Messe ist weltbekannt und Sehenswürdigkeiten gibt es hier auch zahlreiche zu sehen. Nicht nur den Biergarten Waterloo…
Und das hiesige Schützenfest gilt seines Zeichen als das größte Welt. Dennoch hat die Stadt an der Leine den Ruf, ganz sicher nicht zu den aufregendsten im Bundesgebiet zu zählen.
Auch unsere Borussia hat so ihre Geschichte mit dem ortsansässigen Hannoverschen Sport Verein von 1896. Wer denkt nicht mit Grausen an den 23. Mai 1992 zurück? Dies nun im Detail hier noch einmal Revue passieren zu lassen, verbietet sich quasi von selbst. Von daher wird hier auch nicht näher darauf eingegangen…
Aber neben den gemeinsamen Vereinsfarben schwarz-weiss-grün, gab es auch diverse Spieler, die sowohl das Trikot unseres VfL, sowie der „Roten“ überstreiften. Der bekannteste seiner Zunft war zweifelsohne Jupp Heynckes den es 1967 für drei Jahre zu den 96ern zog, und nach Borussia`s erster Meisterschaft 1970 zurück an den Bökelberg kehrte, um schließlich zu einer echten Legende im Fohlendress zu werden. Seine späteren Erfolge als Trainer würden hier nun eindeutig den Rahmen sprengen.
Als weitere bekannte Persönlichkeit sei hier Siggi Reich zu nennen, der 1981 bei unserer Borussia seinen ersten Profivertrag unterschrieb, sich aber nicht wirklich durchsetzen konnte. So landete er nach einem Intermezzo beim BV 09 aus Dortmund und Arminia Bielefeld in Hannover, wo er sicherlich seine erfolgreichste Zeit als Profifußballer erlebte. Am 22. März 1988 gelang ihm im Spiel gegen den VfB Stuttgart ein Tor vom Anstoßkreis weg. Ein Kunststück, das später auch unserem ehemaligen Spieler Mike Hanke im Dress von Schalke 04 gegen Bayer Leverkusen gelingen sollte.
Die Zeiten sind bei den Niedersachsen im Augenblick jedoch nicht die rosigsten. Mit nur 27 Punkten stehen die „Roten“ derzeit nur auf dem 12. Tabellenplatz, und sind daher noch lang nicht aller Abstiegssorgen los. Eine Platzierung, die den Ansprüchen des ambitionierten und ehrgeizigen Präsidenten Martin Kind überhaupt nicht genügen. Jener Martin Kind, der augenblicklich polarisiert wie kein Zweiter, in der deutschen Fußballlandschaft. Das er seinen Verein voranbringen will, international etablieren will, ist ja ein lobenswertes Unterfangen und Ziel. Doch die Mittel und Wege sind halt mehr als fragwürdig und bedeuten in Konsequenz nichts Anderes als den totalen Ausverkaufs eines Traditionsvereins an den Kommerz und den Club zum Spielball von Finanzjongleuren zu machen. Mit seiner harten Haltung gegenüber der eigenen, 96er Fanszene und der konsequenten Ablehnung der 50+1 Regel, die ihm in zwei Jahren endgültig am Allerwertesten vorbei gehen dürfte, hat er sich bundesweit in den Fanszenen wenig Freunde gemacht.
Natürlich haben die sich die anhänger der „Roten“ sich nicht immer wie „brave Jungs“ (und Mädchen – entschuldigung) verhalten, da gibt es nichts zu beschönigen. Aber mit Aussagen, den Fan interessiert es nur, dass das Stadion modern, und der Verein erfolgreich ist. Sowie diversen polizeilichen Maßnahmen innerhalb der Kurve der Hannoveraner sorgt man nun auch nicht gerade für ein positives Klima. Herr Kind, ein Traditionsverein ist kein Investment! Ein Traditionsverein ist vor allem Herzenssache. Gegen Erfolg wehrt sich sicher niemand. Wer dafür jedoch Indentität und Seele verkauft, der kann sich irgendwann sicher nicht mehr selbst im Spiegel ohne Gewissenskonflikte betrachten.
Aber, obwohl man in Niedersachsen den sportlichen Ansprüchen derzeit hinterher läuft, so hat die Mannschaft durchaus Potential. Bewiesen hat sie es erst letzte Woche gegen den Klassenprimus aus München, als man ein gutes Spiel ablieferte, und am Ende ein wenig unglücklich die Partie mit 1:3 verlor. Von daher gilt es wirklich für die Jungs um den hoffentlich wiedergenesenen Kapitän Martin Stranzl alles in die Waagschale zu werfen. Der Traum von der Champions League ist greifbar. Go for it.