Guten Tach, Bayernbezwinger! Zugegeben, die Nacht von Sonntag auf Montag war kurz. Zumindest für die meisten der rund 8.000 Gästefans, die sich auch beim 13. Sonntagsspiel dieser Saison nicht zierten und sich auf in den Süden Deutschlands machten, um Großes live mitzuerleben. Obwohl die Statistiken vor dem Spiel nicht allzu viel Gutes versprachen, gab man sich auf Seiten der Borussia ungewohnt selbstbewusst.
Die Bayern hatten noch keines ihrer Heimspiele verloren, nur gegen Schalke ließ man beim 1:1 Punkte liegen, sie schossen dabei in 11 Heimspielen 40 Tore. Von 50 Auswärtsspielen bei den Münchnern konnten die Fohlen grade mal zwei gewinnen. Und dennoch gab man sich am Niederrhein zuversichtlich, wer nicht wagt, der nicht gewinnt und bereits in der Hinrunde hatten wir den großen FC Bayern München am Rande einer Niederlage. Hans Meyer sprach im Audi Talk davon, dass man die Bayern vor sich her treiben werde, Lucien Favre betonte, dass die Bayern zwar gut seien, das seien wir aber auch. Martin Stranzl freute sich auf einen starken Gegner, an dem man sich messen kann, um einfach mal zu schauen, wo man wirklich steht.
Nein, die Elf vom Niederrhein hatte definitiv nicht vor, die Punkte vorab mit der Post an den Ligaprimus zu schicken. All dieser Optimismus ging auch auf die Fanszene über. Die meisten glaubten vor Spielbeginn im Augustiner, im Hofbräuhaus oder auch im Hacker-Pschorr-Fantreff zumindest an einen Punkt. Abwehrchef Martin Stranzl müsse fit sein und spielen, das wäre wichtig, dann ist alles möglich. Den Rest würde Taktikfuchs Lucien Favre schon richten, obschon die Trauben in der Allianz-Arena natürlich besonders hoch hängen.
Pünktlich um 17.30 Uhr (eines der acht Sonntagabendspiele in dieser Saison) war es angerichtet, lasset die Spiele beginnen. Zwei Dinge sorgten vor Spielbeginn für Aufsehen. Auf dem Platz durften Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit dem Down-Syndrom die Mannschaften und Schiedsrichter beim Einlaufen begleiten. In der Halbzeitpause durften sie auf das Tor von Tom Starke ein Elfmeterschießen veranstalten. Ob man die Bayern nun mag oder nicht… Diese Aktion war groß!
Weniger groß waren hingegen auf den Zuschauerrängen diejenigen, die es mit ihren Sitzplatzkarten mal wieder ganz genau nahmen. Ja, die suchenden Blicke gibt es nicht nur bei Europapokalspielen. Nein, manche legen übertriebenen Wert auf ihre gedruckten Sitzplatzkarten. Völlig egal, ob dies nun bedeutete, dass dafür die Eltern eines vierjährigen Kindes bei seinem ersten Bundesligaspiel von der Seite des Kindes weichen mussten. Den totalen Schock erlitten die Sitzplatzkarten-Inhaber dann wohl, als ihre Vorderleute das mit dem Sitzplatz im Gästeblock verständlicherweise nicht allzu genau nahmen und ihnen die Sicht raubten. Ein wenig Schadenfreude sei an dieser Stelle erlaubt.
Jetzt aber zurück zum Spiel. Die Stimmung war wie nicht anders zu erwarten gut. Das vierjährige Kind sang und klatschte mit, die sitzende Fraktion beschwerte sich noch immer über die vor ihnen stehende Meute. Zur Beruhigung aller stand Martin Stranzl von Beginn an zur Verfügung. Ansonsten liefen André Hahn für Max Kruse und Fabian Johnson für Thorgan Hazard auf. Die Bayern begannen wie die Feuerwehr und jedem auf der Tribüne war klar, dass man diese Phase überstehen müsse. Würde man jetzt ein Tor kassieren, dann würde es ganz schwer werden. Aber was soll man sagen? Wir haben Yann Sommer, ihr habt Manuel Neuer. Bereits zum vierten Mal (nach Ende des Spiels zum fünften Mal) gelang uns ein Tor gegen die Bayern mit freundlicher Unterstützung des Nationaltorhüters. So langsam sollten sich die Verantwortlichen vielleicht doch mal Gedanken über eine Ehrenmitgliedschaft machen, verdient hätte er es!
Ein wenig Häme durfte in den letzten Minuten der Partie natürlich nicht fehlen. Deswegen wurde anstatt des ansonsten so beliebten Techno-Liedes Tsunami zur Abwechslung mal der Zillertaler Hochzeitsmarsch angestimmt. So kamen die Bayern zumindest doch noch in den Genuss einer ihrer Torhymnen. Sofern sie denn überhaupt noch im Stadion waren, zahlreiche von ihnen hatten selbiges schon vorzeitig verlassen. Muss man Verständnis dafür haben, Niederlagen sind sie nun mal nicht gewohnt. Aber in kaum einem Stadion klingt ein „Gegen Gladbach kann man mal verlieren“ so wunderschön wie in dieser Arena. Das Lied „Deutscher Meister und keiner weiß warum“ sorgte mehr für lachende Zustimmung als für gesangliche Unterstützung.
Es ist keine Frage, dass das Team nach Spielschluss ordentlich und standesgemäß gefeiert wurde. Und nicht nur die Mannschaft. Nein, auch Taktiktüftler Lucien Favre wurde von den Fans unter dem Dach aufgefordert. „Wir wollen den Trainer sehen, wir wollen den Trainer sehen, wir wollen, wir wollen den Trainer sehen.“ Keiner hat vergessen, wem wir so viel zu verdanken haben. Und das sind weitaus mehr als drei Punkte gegen den schier unbesiegbaren FC Bayern München.
Auch wenn die Bayern wie so oft mehr Ballbesitz hatten, so war sich Fußall-Deutschland einig: Unter dem Strich haben die Fohlen verdient gewonnen. Als einzige Mannschaft kassierten wir in dieser Saison kein Gegentor gegen die Bayern und bescherten ihnen die erste Heimniederlage der Saison. Als kleine Randnotiz bleibt ebenfalls zu vermerken, dass wir den Bayern durch diese Niederlage die vorzeitige Qualifikation an der Champions League 2015/2016 vermasselt haben. Sie müssen also noch ein wenig zittern ;-).
Wir hingegen haben uns erneut Platz 3 gesichert und verbringen auf diesem auch die Länderspielpause. Den Abstand auf Tabellenplatz 6 konnten wir auf 9 Punkte vergrößern, ob es am Ende für die ganz große Bühne reicht? Sagen wir es in den Worten des besten Trainers der Liga:
„Unsere Philosophie ist und bleibt, weiter von Spiel zu Spiel zu denken“.
Egal, ob am Ende Champions League oder doch „nur“ Europa League, zwei Dinge kann uns keiner mehr nehmen:
Derbysieger und Bayernbezwinger, hey, hey!
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