Erklär mir den Fußball: Heute Spanien

Befragt man die Borussenszene zum Fußball in Spanien, ist man sich einig, dass die Primera División eine spielerisch starke Liga (siehe Europa League-Sieger FC Sevilla und Champions League-Sieger FC Barcelona) ist. Auch die Schuldensituation (vier Milliarden schulden alle Profimannschaften Spaniens zusammengenommen dem Staat) kennt man natürlich. Salopp gesagt ist es wie in Deutschland, manche Vereine dürfen sich halt mehr zu Schulden kommen lassen und andere weniger. Der FC Elche ist diese Saison wegen Steuerschulden in Höhe von vier Millionen Euro aus der Primera División abgestiegen.

 

Auch dass es die „50+1-Regelung“ nicht gibt, ist auch kein Geheimnis.  Der FC Valencia  wurde zum Beispiel von Milliardär Peter Lim für ‘nen Schnapper von 100 Millionen Euro aufgekauft, ihm gehören somit 70,06 Prozent des Vereins. Dumm wäre, wenn es dem FC Valencia eines Tages so ergeht wie dem FC Malaga. Die wurden 2010 aufgekauft, 2011 spielten sie in der Champions League, und danach hatte der Geldgeber keine Lust mehr und verschwand. Die Verbindlichkeiten häuften sich, die besten Spieler mussten verkauft werden, und die UEFA hatte Malaga wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay aus internationalen Wettbewerben trotz der Qualifikation für die Europa League ausgeschlossen.  Und dann gibt es noch den FC Getafe. Dieser Klub wurde nach der Übernahme durch die Royal Emirates Group in Getafe Team Dubai umbenannt.

 

Schmerzlich unvergessen ist die Leistung von Schiedsrichter van der Kroft 1976, als er der Borussia zwei reguläre Treffer gegen Real Madrid  aberkannte. Oder auch 1985, als man Real im Hinspiel 5:1 bei strömenden Regen in Düsseldorf vom Platz fegte und dann im Rückspiel in Bernabeu mit 4:0 verlor.

 

Zig Borussen unterschrieben in Spanien Verträge als Trainer oder Spieler.. Um nur ein paar aufzuzählen:  Weisweiler, Lattek, Bonhof, Simonsen, Neuville, Enke, ter Stegen.  Erster deutscher Spieler in Diensten der "Königlichen" war Europameister Günter Netzer, deutscher Rekordspieler bei Real ist Uli Stielike. Andersherum halten sich die Wechsel in Grenzen. Alvaro Dominguez ist der einzig nennenswerte Spanier, der jemals bei unserer Borussia angeheuert hat. 2004 lieh man Ruben Gonzales von Real Madrid für ein paar Monate aus.

 

Oder auch Manolo. Der Fußballgott habe ihn selig. Aus Ethem Özerenler wurde nach seinem spanischen Pendant Manolo aufgrund des berühmten Einpeitschers der spanischen Nationalmannschaft. Gemeinhin werden die Zuschauer im spanischen Ligabetrieb allerdings eher als popcornessendes Eventpublikum bezeichnet. Kommen pünktlich zum Anpfiff, gehen noch früher und während des Spiels sitzen sie da wie in der Oper und futtern ihren Proviant. Die halbleeren Stadien liegen aber wohl auch an den überteuerten Karten (bei mittelklassigen Spielen kostet die billigste Karte oft dennoch mindestens 30,- EUR) und den Spielzeiten. Die Spiele finden am Wochenende gestaffelt statt, und zwar so gestaffelt, dass meistens nie zwei Spiele zeitgleich stattfinden. Das führt dazu, dass es Anstoßzeiten zwischen 12.00 Uhr mittags und 22.00 Uhr abends gibt.

 

Sieht man mal von der letzten WM ab, arbeitet die spanische Nationalmannschaft sehr erfolgreich und stabil in den letzten Jahren. Sechs Jahre lang waren sie die dominierende Mannschaft im Weltfußball. Das EM-Finale hatte Deutschland 2008 mit 0:1 gegen die „Furia Roja“ (die rote Furie) durch ein Tor von Fernando Torres verloren.

 

Schauen wir uns jetzt einmal an, wie der Fußball in Eviva España tatsächlich funktioniert.

 

Wer kennt sie nicht? Die Primera División, die im Jahre 1929 gegründet wurde? Spätestens doch jeder, seitdem wir letzte Saison in der Europa League auf Villareal und Sevilla trafen.  Ja, die Primera División besteht nicht nur aus Barca und Messi und Real Madrid und Ronaldo. Um genau zu sein, besteht sie aus 20 Mannschaften und 478 Spielern. Wie in der Bundesliga spielt jeder gegen jeden und wer die meisten Punkte hat, gewinnt die Liga. Zumeist ist es ein Kopf an Kopf-Rennen zwischen Barcelona und Madrid.  

 

Noch ein kleiner Unterschied zur Bundesliga: Haben zwei Mannschaften gleich viel Punkte entscheidet nicht die Tordifferenz, sondern die Ergebnisse der direkten Aufeinandertreffen.

 

Die Temperaturen lassen es nicht zu, dass wie in den anderen Ligen Europas Anfang August der Spielbetrieb wieder aufgenommen wird. So starten die Spanier meist erst Ende August bzw. Anfang September in die neue Saison. Lediglich über Weihnachten und Silvester gibt es ein paar Tage frei.

 

Nachdem wir in der vergangenen Europa League Saison bereits zwei Mal das Vergnügen hatten, gegen spanische Gegner anzutreten, haben viele erst mal die Schnauze voll und wünschen sich  Gegner aus anderen Ländern. Wieder andere wünschen sich Barcelona. Was für ein Gänsehautgefühl, wenn man nur daran denkt, dass Marc-André ter Stegen, der verlorene Sohn, zurückkehrt an die alte Wirkungsstätte und Stars wie Messi, Neymar & Co. die Show stehlen wird.  Bei wahrscheinlich wieder vier spanischen Mannschaften in der Gruppenphase  ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass uns eine dieser Mannschaften begegnen wird.

 

Die drei Tabellenletzten steigen in die zweite Liga (Segunda División) ab. Bis 1999 gab es in Spanien die uns Borussen so sehr bekannte Relegation. Seitdem steigen die letzten drei Mannschaften der Primera División sicher ab und die ersten beiden Mannschaften der Segunda División sicher auf. Die Plätze drei bis sechs der Segunda División ermitteln dann in einem Playoff-Modus den dritten Aufsteiger.

 

Noch ist die Primera División die einzige Liga in Europa, in der die Fernsehverträge von den Vereinen noch individuell verhandelt werden können. Das bedeutet, dass Real und Barcelona rund 40 Prozent der Gesamteinnahmen aller Erstligavereine an sich reißen. Ab der Saison 2016/17 sollen die TV-Rechte erstmals zentral vermarktet werden. 93% aller Einnahmen fließen an die Vereine, 50% sollen gleichmäßig an alle Vereine verteilt werden und der Rest nach dem sportlichen Erfolg der vergangenen Jahre sowie nach der Bedeutung des Klubs.