Im Rheinland ist es gute Tradition, dass die Damen/Weiber/Möhnen die Rathäuser erstürmen und den Stadtschlüssel übernehmen. Falls die Bremer am Freitagabend Ähnliches vorgehabt haben sollten, so ist ihnen das gründlich misslungen, denn das Zepter hatte ganz klar Borussia in der Hand. MIt einem 5:1-Kantersieg wurden die Hanseaten zurück an die Weser geschickt.
Vor dem Spiel war es im FanHaus erstaunlich ruhig und etwas leerer als sonst, ein Spieltag einen Tag nach Weiberdonnerstag ist am Niederrhein nicht unbedingt der beste Termin. Und dass die Medien noch dazu ausschweifend die Statistik bemühten, dass wir in der Saison an den Freitagsterminen bisher nur ein Unentschieden erzielen konnten und wir ja überhaupt in der Rückrunde noch keinen Punkt geholt haben … übersehen haben sie aber die Statistik, dass wenn das Prinzenpaar im Stadion ist, der Sieger meistens Borussia heißt, aber dazu müsste man ja recherchieren, das ist ja Arbeit, da schreibe ich doch lieber woanders ab.
Im Stadion fanden sich aber doch über 50.000 Zuschauer ein, allerdings weniger Kostümierte als in früheren Jahren, es wirkte alles ein wenig wie mit angezogener Handbremse. Dafür kam es aber nicht zu den ganz langen Schlangen an den Einlasskontrollen bis kurz vor Spielbeginn, so dass alle pünktlich ihren Platz einnehmen und das Spektakel miterleben durften.
Man kann sich jetzt nicht beschweren, dass Borussia-Spiele langweilig seien. Bayern, Darmstadt, Pokalspiel gegen Werder und auch die beiden Spiele der Rückrunde boten für den neutralen Zuschauer sehr Unterhaltsames. Und auch am Freitagabend war wieder sehr viel dabei: Ein frühes Tor, ein Verteidiger, der einen Doppelpack schnürt, zwei Elfmeter und ein Traumtor von Nordtveit. Und dazu noch der besondere Gänsehautmoment, als Martin Stranzl in der 84. Minute wieder den Rasen betreten konnte. Vielleicht war das Ergebnis etwas zu hoch, aber auf die „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“-Gesänge des Werder-Anhangs war dies genau die richtige Antwort auf dem Platz. Auch wenn diese Spielweise durchaus den Vergleich mit Harakiri einem durch den Kopf gehen lässt (denkt nur an die Rettungsaktion von Elvedi), unterhaltsam ist es allemal. Der Schiedsrichter hat uns m. W. zum ersten Mal gepfiffen, ganz souverän wirkte er nicht immer mit seinem Gespann, aber das sollte diesen Abend nicht trüben.
Damit dürfen alle Borussen aktuell jetzt aber so richtig die närrischen Tage genießen, besonders den heutigen "Haupttag" in Mönchengladbach, den Veilchendienstag. Wir haben unsere Pflicht mehr als erfüllt, und auch nach Aschermittwoch ist für uns noch längst nicht alles vorbei, denn am nächsten Sonntag schauen wir mal, was Josip Drmic in seiner neuen Heimat Hamburg so macht.