Was haben wir gelacht, als vor dem CL-Spiel bei Celtic Glasgow das Bild des Pubaufstellers durch die verschiedenen sozialen Medien rauschte, das zeigte, dass man unsere Borussia schlichtweg "A German Team" nannte, um den unausschreibbaren Stadtnamen zu umgehen.
Die perfekte Vorlage für die pfiffige Marketingabteilung Borussias. *A German Team* verbreitete sich viral über alle sozialen Kanäle, man konnte dem neuen Namen der Fohlenelf praktisch nicht entgehen… doch, was kann/sollte man daraus machen? Sind wir Fans nur noch Kunden, die wie Goldesel geschröpft werden, oder ist das vollkommen legitim, wenn Trends und Emotionen für Umsatzsteigerungen genutzt werden? 2 Meinungen:
Pro
Im Fußball freut sich jeder Stürmer über eine perfekte Flanke, um dann so einfach wie möglich ein Tor erzielen zu können und damit sein Team voran zu bringen. Dies gilt im übertragenen Sinne auch für ein Unternehmen, das sich eine gute Marktidee nicht entgehen lässt, um daraus Profite zu erzielen und um langfristig eine stabile wirtschaftliche Grundlage zu bilden.
*A German Team*, identitätsstiftend, verbindend, siegreich… die neue internationale Identität Borussias… mag man glauben… nichts war um das Match mehr im Fokus als diese Namensgebung. Jeder Reporter, jede Nachrichtensendung erwähnte *A German Team*. Die Berichterstattungen rund um das Match besetzten den Namen dann endgültig positiv.
Mit einer positiven Message lässt sich Geld verdienen, und Geld regiert nicht nur die kleine Welt, sondern auch den großen König Fußball, und so mussten die schlauen Köpfe in der Marketingabteilung nur einen Weg finden, *A German Team* in €€€ umzusetzen und taten dies durch den Verkauf von Schals.
Richtig so: Fußballspiele sind Events, hier werden Emotionen transportiert. Wer sich davon anstecken lässt und auf der Welle mitschwimmt, um ein Teil des Events zu sein, der greift dann vielleicht auch zu einem solchen Schal. Derjenige investiert gerne ein paar Euros, um sich als Teil des Teams und des Erfolges zu fühlen. Das zu erkennen und zu nutzen, das macht den Unterschied zwischen Profis und Amateuren. Am Ende fließen die Euroscheine in Borussias Kasse, und da sind sie gut aufgehoben. Es ist das Geld, was den Fußball regiert. Und wenn demnächst auf dem Transfermarkt eine ordentliche Flanke geschlagen wird, dann freuen wir uns, wenn sie unser Manager durch das nötige Kleingeld auch verwerten kann, um uns den gewünschten Transfer zu präsentieren.
Es bleibt jedem selbst überlassen, ob er bei einem solchen Angebot zugreift. Ich selbst würde es nicht tun, aber die, die es tun, haben ihre Gründe. Und Borussia agiert auf einem Markt und befriedigt die polyvalenten Nachfragen der Fans. Dass die Nachfrage nach diesem Glasgow Souvenir vorhanden ist, das zeigen die Verkaufszahlen. Mit solchen spontanen Vermarktungsmöglichkeiten und –ideen werden neue identitätsbindende Strategien möglich, um Fans näher an den Verein zu bringen, was im Umkehrschluss wieder neue Einnahmen generiert.
Alles richtig gemacht Borussia.
Contra
Dass sich ein Verein in der Bundesliga dem Kommerz unterwerfen muss, ist hinlänglich bekannt, und muss auch so akzeptiert werden. So auch unsere Borussia. Das ist manchmal schade, oftmals irritierend, aber immer notwendig. Denn Kommerz bedeutet Geld, Geld bedeutet (meist) Erfolg, und Erfolg bringt weiter Geld... Und welcher Fan wünscht sich nicht einen erfolgreichen Verein?
Aber wo bleibt der Platz für Fußball-Romantiker? Wo ist der Platz für die kleinen Anekdoten, die den Unterschied machen zwischen einem 08/15 Verein und einem Verein der überall Sympathien hat?
Neulich in Glasgow gab es wieder eine der Geschichten die einen lächeln lassen, die zur Sympathie unseres Clubs beitragen. "A german team" stand auf der Tafel eines Pubbesitzers. "Mönchengladbach" ist bekanntlich seit Buffon nicht für jeden im Ausland aussprechbar und scheinbar auch nicht schreibbar. So half sich der Pubbesitzer schließlich weiter, indem er unseren Verein verallgemeinerte. Eine lustige Sache, auf die Borussia auch lustig reagiert hat, indem sie den Twitter Account änderte. Schlagfertig reagiert! Toll gemacht Borussia. Die Anekdote war geboren und wurde überall aufgegriffen. Publicity umsonst. So einfach kann es gehen. So hätte man es auch einfach stehen lassen können. Fußball-Romantiker hatten wieder etwas, was die Besonderheit unseres Vereines widerspiegelt. Das i-Tüpfelchen in der Besonderheit dieses Champions League Auswärtsspiels.
ABER muss dann wirklich so eine schöne Geschichte bis ultimo ausgeschlachtet werden? Mussten unbedingt Schals mit der Aufschrift "A german team" her? Einnahmen um jeden Preis? Ist das noch unsere liebenswerte Borussia? Warum musste man diese Geschichte, die vor allem die Celtic-Fahrer sehr stolz gemacht hat, verkaufen? Was folgt als nächstes: Tasse, T-Shirt, Hundehalsband?
Nun kann jeder Teil der "A german team" Geschichte sein. Vorort gewesen zu sein, ist in diesem Fall nichts mehr Besonderes. Sind ein paar Euros mehr das wert, die Fußball-Romantik zu zerstören und auf Dauer aus einem liebenswerten Verein einen 08/15 Verein werden zu lassen? Jeden Strohhalm greifen, um irgendwie noch ein paar Euros den Fans abzunehmen? Es sollte nicht um jeden Preis Geld gemacht werden wollen. Ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl wäre da nicht schlecht. Die paar Euros, die durch den Schal eingenommen werden, bringen auch keinen Toptransfer nach Mönchengladbach. Borussia sollte sich treu bleiben und nicht alles vergolden wollen. Deswegen sage ich:
diesmal hast du es übertrieben, geliebte Borussia!