Saisonstart mit Stolpersteinen

Nach dem Pokal-Aus in Darmstadt waren die Fan-Erwartungen vor dem Bayern-Spiel durchaus gemischt. Doch unklare Erwartungen schützen vor Anreise nicht und so machten sich wieder einmal Tausende auf den Weg in die bayrische Landeshauptstadt. Und dieser forderte insbesondere den Fans auf den verschiedenen Autobahnen einiges ab. Staufrei ist wohl kein Borusse im Auto nach München gelangt und die Fans, die auf der A8 in der Vollsperrung standen, haben sich wohl vor Nervosität, den Anpfiff zu verpassen die Fingernägel bis zum Schultergelenk abgekaut.

Als nächster Stolperstein neben dem Verkehr erwies sich das Wetter. Wie Einheimische glaubhaft versicherten, hat es seit Wochen nicht geregnet, aber an diesem Tag gab Petrus wirklich alles. Statt also bayrische Biergärten zu besuchen, drängte sich der Borussen-Tross in die einschlägigen Kneipen, die dann logischerweise aus allen Nähten platzten. Trotz der Überfüllung stattete Geschäftsführung und Präsidium von Borussia dem Haupt-Treffpunkt, dem Augustiner, einen Besuch ab. Angesichts der Wetter- und Verkehrslage sicherlich kein einfaches Unterfangen für die Herren, doch der allgemeine Fanjubel wird sie über diese Lästigkeiten hinweggetröstet haben.

Als besonderes Schmankerl kam dann innerhalb des Nahverkehrs auf dem Weg zum Stadion noch der Schienenersatzverkehr hinzu. Komplizierter kann es kaum werden. Dem ausweichend nutzten Hunderte Fans die Option einer Taxi-Anreise, was jedoch auch nicht wirklich clever war, denn Taxen kamen irgendwann auch nicht an das Stadion heran, so dass noch ein Fußmarsch durch den Regen bevorstand.

Endlich im Stadion angelangt legte die DFL der Fanseele einen weiteren Stolperstein – zumindest intellektueller Art – vor den Fußballgenuss. Was um alles in der Welt hat vor dem Spiel zweier Vereinsmannschaften die Nationalhymne da zu suchen? Unfassbar. Auch wenn das Spiel in zig Länder übertragen wird, hat die Hymne dort nichts zu suchen, steht sie doch in keinerlei Zusammenhang mit einer der antretenden Mannschaften. Da reicht dann auch die Bundesliga-Hymne und das ist schon schlimm genug… Auch die Bayern-Fans demonstrierten ein stimmungsmäßiges Desaster und das in ihrem ersten Heimspiel. Ob die Entscheidungen zur Ticketvergabe des FCB für diese Grusel-Atmosphäre verantwortlich sind? Es ist ja nun andererseits auch nicht so, als wären nicht noch zig Tausend andere Bayern-Fans zugegen gewesen außer denen in „Stimmungsblöcken“…

Immer wieder interessant zu beobachten sind auch die Fans, die Mitte der ersten Halbzeit in den Gästeblock kommen und penetrant auf ihre Plätze bestehen: "Das sind meine Plätze. Die habe ich bezahlt." Es scheinen noch nicht alle mitgekriegt zu haben, dass diese Thematik in München, genau wie in Berlin, lockerer gehandhabt wird als anderswo. Also beschäftigt man sich lieber damit, "seine" Plätze mit Hilfe des Ordnungspersonals zu erstreiten als sich auf einen freien Platz in der Reihe davor zu stellen um das, nicht uninteressante, Spiel zu gucken. Großes Kopfschütteln.

Während sich dann nach dem 2:0 der Hacker Pschorr Fantreff zunehmend füllte und die bisherige Spielverlauf diskutiert wurde, stolperte der bei Gladbachern nicht mehr ganz so beliebte Dante gekonnt das 2:1 ins Tor und die Fanseele hoffte wieder ein wenig auf das Wunder. Doch dann konnte man Zeuge eines Kuriosums in der Fußballgeschichte werden: Alvaro Dominguez wurden seine Hände zu Stolpersteinen… Zwei Hand-Elfmeter innerhalb von 90 Sekunden, Hut ab, Alvaro, das macht Dir so schnell keiner nach. Na ja, Drops gelutscht.

Nicht wirklich zufrieden, aber auch nicht komplett enttäuscht traten dann – viele auch erst am nächsten Morgen – die Borussen die Heimreise an.

Die Mitfahrer im Sonderzug, welcher bereits auf der Anreise für perfekte Stimmung und Unterhaltung gesorgt hatte und die bei der Ankunft in München auch die Maßnahmen der Polizei recht locker über sich ergehen ließen, mussten sich dann doch bis nach 01:00 Uhr gedulden, ehe man die Heimreise an den Niederrhein antreten konnte.

Aber auch diese gestaltete sich stimmungsvoll und konnte auch durch das Ergebnis in keiner Weise getrübt werden.

Was war jetzt mit den Erwartungen? Erfüllt oder komplett verfehlt? Die meisten werden jetzt versuchen, endlich aus dem Hannover-Spiel langfristige Schlüsse ziehen zu können. Hoffen wir da einmal auf weniger Stolpersteine…

Fotos: Fanprojekt Mönchengladbach