Erklär mir den Fußball: Heute USA

Die Vereinigten Staaten und Fußball, das ist schon so eine Geschichte. Überall, wo die Briten ihre Kolonien gegründet haben, brachten sie auch den Fußball mit. Im neuen Land aber hat man damit wohl auch den alten Kontinent abschneiden wollen, jahrelang war es dort nur ein Kinder oder Mädchensport, mit den Gründen dürfen sich aber Historiker beschäftigen.


Das erste Fußballspiel nach den Regeln der FA wurde zwischen den Mannschaften der Princeton University und der Rutgers University aber doch bereits im Jahr 1869 ausgetragen. Dabei wurde noch sehr hart gespielt, und jedes Team bestand aus 20 Spielern, war dann doch eher Rugby.

 

Erst 1967 wurde das Interesse an Fußball wieder größer, Ende der 70er wurden dann Fußballgrößen wie Pelé, Cruyff und Beckenbauer verpflichtet, Hennes Weisweiler trainierte Cosmos New York, Gerd Müller spielte bei den Fort Lauderdale Strikers.

 

Die damalige North American Soccer League (NASL) wurde aber 1984 aufgelöst (war zu teuer), Profifußball wurde nur noch in der Halle gespielt (gegen wen?), Fußball an den Schulen. Um aber 1994 die WM ausrichten zu dürfen, hat man 1993 die Major League Soccer (MLS) gegründet. Aktuell nehmen daran 19 Mannschaften teil, davon kommen 16 aus den USA und drei aus Kanada. Eine Saison dauert von März bis Dezember und startet mit der Regular Season, in der jede Mannschaft 34 Spiele austrägt. Die erfolgreichste Mannschaft gewinnt den MLS Supporters’ Shield. Anschließend tragen die zehn besten Mannschaften der Liga die sogenannten MLS Cup Playoffs aus. Im K.-o.-System wird so ermittelt, wer am Ende den Meistertitel und damit den MLS Cup gewinnt.

 

In den ersten Jahren experimentierte die MLS mit einigen Regeländerungen, um den Sport zu „amerikanisieren“. Die Uhr lief in der MLS abwärts. Bei Unterbrechungen wurde die Uhr angehalten. Wenn die Uhr 0:00 Minuten anzeigte, war das Spiel zu Ende. Eine weitere wichtige Änderung war die Einführung eines „Shootouts“, wenn das Spiel nach 90 Minuten unentschieden stand. Der Ami mag kein Unentschieden und kein Spiel, wo kein Tor/Punkt/Korb erzielt wird. Dabei wurde der Ball 35 Yards vom Tor entfernt auf dem Boden gelegt. Der Spieler hatte fünf Sekunden Zeit, den Ball ins Tor zu schießen. Der Sieger bekam einen Punkt, der Verlierer keinen. Überraschend: Diese Regeländerungen brachten der Liga keine zusätzlichen Zuschauer. Und wer wirklich Rekordmeister ist, lässt sich auch nicht so genau nachvollziehen, die heutigen Teams D.C. United aus Washington und L.A. Galaxy haben jeweils vier Titel.

Ganz ehrlich, sich mit dieser Liga weiter auseinander zu setzen, widerstrebt mir, also noch ein Blick auf die Nationalmannschaft: 1930 war man bereits dabei und wurde Dritter, 1934 verlor man das Eröffnungsspiel gegen Italien 1:7, die bis heute höchste WM-Niederlage der USA und das torreichste erste Spiel einer WM. Dann war jahrelang Pause bis 1990 in Italien, die Älteren werden sich an das Team erinnern, ich glaube auch Eric Wynalda hat damals gespielt. Die nächste WM haben die meisten evtl. aus der Erinnerung gelöscht, aber für die USA war es der Beginn einer neuen Epoche, Alexi Lalas war ein kleiner Star dieser WM, im Achtelfinale war aber Schluss. In Frankreich 1998 wurde das Team allerdings ohne Punkt Gruppenletzter. In Japan und Südkorea war es der auch in Deutschland bekannte Landon Donovan, der einige Akzente setzen konnte, im Viertelfinale war gegen die DFB-Elf allerdings das Turnier zu Ende. In Deutschland war bereits nach der Vorrunde Schluss, in Südafrika erreichte man zumindest das Achtelfinale. Trainer war damals Bob Bradley, und das wissen wir alle, ist der Vater von Michael Bradley, der in 76 Spielen für Borussia immerhin 10 Tore erzielen konnte, die schönsten im Derby. Nicht unerwähnt lassen wollen wir dabei auch natürlich unseren alten Schnapper Kasey „The Wall“ Keller, bekloppt wie ein Ami nur sein kann, und wenn ich nicht schon so alt wäre, ein Held meiner Jugend. Große Fußstapfen, in die Fabian Johnson da tritt. Womit wir bei dem aktuellen Spiel dieser WM in der Gruppe G angekommen wären.

Wahrscheinlich war es gut, dass keine Mittel- und Südamerikaner in der Gruppe G vertreten sind, mal abgesehen von Honduras können die alle weiter kommen. Und die Griechen haben den Bumsi wohl ganz genau gelesen und verwandeln den Elfmeter in der 93. Minute.

 

Alle Zeitungen haben natürlich das Spiel von 1982 gegen Österreich ausgekramt, aber selbst wenn es heute unentschieden ausgeht, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass der Präsident und die Kanzlerin das eingefädelt haben und nicht das alte Trainergespann. Und wo P. Lahm dann wirklich spielt und hinläuft, wann M. Klose sein nächstes Tor schießt und welche Kleidung J. Löw trägt, wir können es in allen Zeitungen lesen. Was mich viel mehr interessiert, wo sitzt Störte und warum jubelt er nicht grenzdebil in die Kamera, wenn er im Bild ist? Weil er sich für Fußball interessiert. Lass mal wieder von Dir lesen!