Erklär’ mir den Fußball: Heute Belgien

Geschrieben von Börnie   
Montag, 28. Dezember 2009
Spätestens nach der Verpflichtung von Logan Bailly im letzten Winter und dem Besuch der Fans des KRC Genk am FanHaus und im BORUSSIA-Park hat der ein oder andere evtl. mal den Blick auf die Ergebnisse des belgischen Fußballs gerichtet. Die Nähe zum Niederrhein hat sicherlich auch schon Fußballinteressierte und Groundhopper in das Nachbarland geführt. Aber was wissen wir eigentlich genau über die Geschichte und Geschichtchen des belgischen Fußballs?

Bereits im Jahr 1895/96 wurde die erste Meisterschaft im Ligabetrieb ausgespielt, damit ist sie übrigens eine der ältesten der Welt. Heute trägt sie den Namen des Hauptsponsors, eines Brauers aus der Nähe von Lüttich, aber ich habe schon bessere belgische Biere getrunken. Und auch die Qualität der Liga ist in den letzten Jahren gesunken, vorbei sind die Zeiten, als Standard Lüttich oder der RSC Anderlecht in Europa gefürchtete Gegner waren. Harald Nickel, ehemaliger Stürmer unserer Borussia und berühmt für seine Elfer aus dem Stand, wurde übrigens in der Saison 77/78 Torschützenkönig für Standard Lüttich.

Der Modus wechselte in den ersten Jahren immer wieder zwischen ein- und zweigleisiger Liga, seit der Saison 52/53 wurde die Meisterschaft aber annähernd unverändert ausgetragen. Bis zur Saison 2009/10, denn seit dieser Saison gibt es ein neues Format: Es starten nur noch 16 statt 18 Teams, und nach der Saison spielen die Mannschaften der ersten sechs Plätze im Play-Off-Modus den Titel aus. Aktuell führt der RSC Anderlecht (mit 29 Titeln Rekordmeister) die Tabelle mit 44 Punkten an, gefolgt von FC Brügge mit 37 Punkten, der Vorjahresmeister Standard Lüttich liegt nur auf Platz 7. Das ehemalige Team unseres Keepers und aktueller Pokalsieger aus Genk belegt mit 19 Punkten den 13. Platz.

Die Spiele finden meist Samstagabend um 20 Uhr oder Sonntag um 15 Uhr statt. Um Zuschauerschwund zu vermeiden, wurde eine Regel eingeführt, dass Spiele, die im Fernsehen übertragen werden, nicht zur gleichen Zeit stattfinden dürfen wie andere Partien. Solche Begegnungen werden deshalb meist samstags um 18 Uhr oder sonntags um 13 bzw. 20 Uhr angepfiffen.

Und die Nationalmannschaft, die „Roten Teufel“? In den letzten Jahren ist es etwas ruhiger geworden um das Team, welches mit Spielern wie Jean-Marie Pfaff, Jan Ceulemanns und Enzo Scifo in den 80ern durchaus erfolgreich an den Länderturnieren teilnahm. Bei der Heim-EM 2000 kam man schon nicht mehr über die Vorrunde hinaus, seit der WM 2002 konnte sich das Team nicht mehr für ein großes Turnier qualifizieren. Was auch daran liegen mag, dass die belgische Liga für Spieler aus Afrika oder Osteuropa häufig als Sprungbrett nach Europa gesehen wird. Seit Oktober ist Dick Advocaat Trainer der Fußballnationalmannschaft, Spiele gegen die DFB-Elf hat es bisher 23 gegeben, wovon nur vier gewonnen werden konnten bei einem Unentschieden. Das EM-Finale 1980 in Rom dürfte dabei wohl eines der Highlights der belgischen Fußballgeschichte gewesen sein, auch wenn in der 88. Minute der Siegtreffer für Deutschland einen Titelgewinn verhinderte.

Während bei uns aber Spieler und Fans während der Feiertage frei haben, geht es in der belgischen Liga am Wochenende schon wieder weiter. Wer also nach dem Weihnachtsessen mal wieder an die Luft möchte, kann sich prima auf den Weg nach Belgien machen. Der 21. Spieltag wird noch unter der Woche vor Silvester ausgetragen, bevor auch im Land der Pommes bis zum 16. Januar Pause ist.