Erklär’ mir den Fußball: Heute Russland

Geschrieben von Börnie   
Sonntag, 3. Januar 2010
Kannten viele Freunde des internationalen Fussballs früher nur die Moskauer Vereine ZSKA, Dynamo, Lokomotive, Torpedo (heute FK Moskau) und Spartak, haben sich mit Rubin Kazan und Zenit St. Petersburg zwei neue Teams auf die russische Fußballlandkarte gespielt. Wie aber hat sich der Fußball in dem riesigen Land nach dem Zerfall der UdSSR insgesamt entwickelt?

Die Premjer Liga - oberste russische Spielklasse - besteht aus 16 Mannschaften, von denen die schlechtesten zwei in die 1. Division absteigen. Die Saison läuft von März bis November eines Jahres, der letzte Spieltag der Saison 2009 fand am 29. November statt. In den letzten Jahren sind es zunehmend nicht mehr nur die Moskauer Vereine, welche die Meisterschaft unter sich ausmachen. Zenit St. Petersburg konnte 2007 den Titel holen, 2008 und aktuell 2009 war es Rubin Kazan. Im Oktober 2009 konnten die übrigens einen Auswärtssieg beim Titelverteidiger FC Barcelona holen. Dies blieb allerdings der einzige Sieg und somit geht es im Frühjahr in der Euro-League weiter.

Nichtsdestotrotz befinden sich unter den ersten acht Teams der russischen Liga immer noch fünf aus der Hauptstadt. Die größte Entfernung für ein Auswärtsspiel dürfte mit ca. 3.100km die Strecke von St. Petersburg nach Nowosibirsk sein, seitdem in der Saison 2008 mit dem FK Lutsch-Energija Wladiwostok der östlichste Verein der UEFA abgestiegen ist.

Mit dem ZSKA Moskau (2005) und Zenit St. Petersburg (2008) haben in den letzten Jahren zwei russische Vereine den UEFA-Pokal gewonnen. Für die Saison 2010/11 haben sich Rubin Kasan und Spartak Moskau für die CL qualifiziert, Zenit muss durch die CL-Quali und in der EL treten Lokomotive und ZSKA an.

Durch das Geld, welches Öl und Gas in das Land spülen, fließt auch einiges an Geld in den russischen Fußball, allerdings nur in wenige Vereine. Als Folge davon finden sich immer häufiger Spieler aus Nationen in den russischen Kadern, die man früher nur in Westeuropa erwartet hätte. Einer dieser Exoten ist der Brasilianer Vágner Love, der für ZSKA immerhin 110 Spiele absolvierte und dabei 60 Tore erzielen konnte. Der ehemalige Stuttgarter Fernando Meira ist im Oktober zu St. Petersburg gewechselt. Dort spielt er mit seinem portugiesischen Landsmann Danny zusammen, der zuvor bei Dynamo Moskau kickte; geschätzte Ablösesumme 30 Mio. Euro. Umgekehrt verdienen allerdings auch russische Topspieler immer noch häufig ihr Geld in den europäischen Topligen.

In der bis 1991 bestehenden sowjetischen Fußballmeisterschaft konnte die Dominanz der Hauptstädter nur durch Vereine unterbrochen werden, die heute nicht mehr zu Russland gehören. In der ewigen Tabelle belegt Dynamo Kiew als 13maliger Meister den zweiten Platz hinter Spartak. Mit Dinamo Tiflis hat sich auch ein georgischer Verein zweimal als Meister feiern lassen dürfen, 1981 gewannen sie in Düsseldorf gegen Carl Zeiss Jena gar den Europapokal der Pokalsieger. Einen weiteren Ausreißer gab es 1972, als Sorja Woroschilowgrad (heute Ukraine) den Titel holte und gleich im Jahr darauf, als Ararat Eriwan aus dem heutigen Armenien sich als Meister feiern lassen durfte.