Erklär’ mir den Fußball: Heute Südafrika

Geschrieben von Börnie   
Dienstag, 12. Januar 2010

In diesem Sommer findet am Kap der Guten Hoffnung die WM 2010 statt, dieser Information konnte sich in Deutschland wohl niemand verschließen, der auch nur hin und wieder eine Zeitung liest oder Radio und Fernsehen anmacht. Und dabei ist es auch egal, ob man sich dafür nicht interessiert oder keine Ahnung hat oder beides, ist auch nicht erforderlich, um auf der Fanmeile mitlaufen zu können.

Wer sich aber wirklich interessiert, für den gibt es hier ein paar Infos zum Fußball im Gastgeberland, auch wenn das die Mädels mit Girlande um den Hals eher abturnen wird.

Das Land an der Südspitze Afrikas war Jahrhunderte lang unter der Herrschaft von Niederländern, Briten und Franzosen, und auch nach dem Ende der Apartheid gibt es immer noch ein Gefälle zwischen den ethnischen Gruppen. Ebenso verhält es sich beim Sport, während bei den einen Rugby und Cricket Sportart Nummer eins ist, steht mit Matthew Booth meistens nur ein weißer Spieler in der aktuellen Nationalmannschaft auf dem Platz.

Nachdem die Briten den Fußball um 1860 mit ins Land gebracht hatten, gab es bereits um 1900 eine Landesauswahl, allerdings alles noch sehr stark unter britischem Einfluss. So durften in der South African Football Association (SAFA) nur Weiße vertreten sein und der Verband wurde Mitglied der englischen FA. Bedingt durch die instabile Situation des Landes wurde die SAFA mehrfach aus der FIFA ausgeschlossen. Erst 1992 wurde der Verband wieder aufgenommen, und mit dem ersten Länderspiel im Juli des Jahres (1:0 Sieg in Durban gegen Kamerun) begann eine neue Zeitrechnung.

Nach dem Verzicht Kenias sprang das Land als Ausrichter der Afrikameisterschaft 1996 ein, somit war die „Bafana Bafana“ für das Turnier gesetzt und erreicht das Finale in Johannesburg, welches sie vor 75.000 Zuschauern mit 2:0 gegen Tunesien gewannen. Zwei Jahre später verloren sie das Finale, konnten sich aber für die WM-Endrunde in Frankreich qualifizieren, genauso wie 2002 in Japan/Südkorea. Seitdem stagnieren die Leistungen des Teams aber, für die WM 2006 in Deutschland reichte es nicht und auch in der Afrikameisterschaft spielten sie keine große Rolle mehr. Für das am Sonntag beginnende kontinentale Turnier in Angola konnten sie sich ebenfalls nicht qualifizieren, man darf also gespannt sein, wie weit der Gastgeber im Sommer kommen wird.

Gegen das DFB-Team stehen insgesamt vier Länderspiele in der Statistik, nur das erste im Dezember 1995 in Johannesburg endete Unentschieden, die anderen drei in Deutschland gingen verloren, zuletzt im September mit 2:0 in Leverkusen.

Mit Bradley Carnell spielte auch bereits ein Südafrikaner bei der Borussia, konnte sich aber in insgesamt 24 Spielen und einem Tor (gegen Kaiserslautern) nicht wirklich durchsetzen. Aktuell ist er für Hansa Rostock aktiv. Weitere bekannte Spieler sind die (teilweise ehemaligen) Bundesligaspieler Delron Buckley, Sibusiso Zuma, Rowen Fernandez, Steven Pienaar und der für Blackburn spielende Benni McCarthy, der mit dem FC Porto die Champions League und den Weltpokal gewinnen konnte. Der in Durban, Südafrika, geborene Sean Dundee wurde 1997 in einem Eilverfahren in Deutschland eingebürgert, kam aber nur für die B-Elf zum Einsatz, was ihm eine Länderspielkarriere für Südafrika verbaute.

Und die Liga? Seit der Saison 96/97 wird die Premier Devision ausgetragen, aktuell nehmen 16 Teams daran teil. Meister und Vizemeister starten in der CAF Champions League, der Dritte und der Pokalsieger nehmen am CAF Confederation Cup teil. Den Letzten beißen die Hunde, der Vorletzte spielt mit den ersten drei Teams der zweiten Liga um den Klassenerhalt. Die bekanntesten Verein in Deutschland dürften die Kaizer Chiefs aus Johannesburg, die Orlando Pirats (ebenfalls Johannesburg) und der fünfmalige Meister Mamelodi Sundowns aus Pretoria sein. Aktuell sind 24 Spieltage rum, Tabellenführer ist SuperSport United, die auch die letzten beiden Meisterschaften gewinnen konnten. Der Pokalsieger Moroka Swallows wird von Rainer Zobel trainiert und durfte am Montag mit Thomas Cichon gegen den VfL Wolfsburg antreten, der sich auf einem Kurztrip am Kap befindet, Endstand 2:1 für den Deutschen Meister.

So, dass soll erstmal als Vorbereitung für die WM reichen, weiter Wichtiges und weniger Interessantes werden wir im Sommer eh während der zahlreichen Stunden am Fernseher noch von den Reportern zu hören bekommen.