Adventskalender 2020 - Eigentörchen 1
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- Veröffentlicht am 01. Dezember 2020
- Geschrieben von Thomas Ludwig
Eigentörchen zum Advent
Nein, keine rote Dose mit zuckerhaltigen Inhalt als Hommage an das heutige CL-Spiel, sondern…
...eine Eintrittskarte vom Borussenduell im Westfalenstadion vom 27.08.1988
Was hat diese Eintrittskarte mit der 1 zu tun? Korrekt, es war mein erstes Spiel live vor Ort im Stadion. Obwohl es ein eher dürftiges 0:0 unter Trainer Wolf Werner war, war ich überglücklich, meine Helden, die ich bisher nur aus dem Fernsehen kannte, das erste Mal in echt sehen zu dürfen. Die Startaufstellung war: Kamps – Bruns, Eichin, Straka – Krauss, Dreßen, Frontzeck, Lange, Effenberg – Hochstätter, Criens. Von Dreier-m oder Viererkette übrigens noch keine Spur.
Doch neben diesem Erlebnis war für den Einstieg in die Droge Borussia Mönchengladbach das Westfalenstadion ein idealer Ort. 40.251 Zuschauer werden für dieses Spiel in der Statistik aufgeführt. Im Gegensatz zu den modernen Stadien der Neuzeit war der Gästeblock nicht in irgendeine Ecke gequetscht, sondern die komplette Nordtribüne war „unser Revier“, und mindestens 10.000 Gladbacher machten darauf ordentlich Stimmung. Am meisten hatte mich angefixt, wie unter dem Gesang „Wir wollen hüpfen, hüpfen, hüpfen“ die Nordtribüne anfing zu schwingen und somit der ganze Block bebte… Für den Moment war für mich nicht auszudenken, wie hier wohl der Torjubel aussehen würde. Hierauf musste ich etwa zwei Jahre warten: Hans Jörg Criens, leider an Weihnachten letztes Jahr viel zu früh gestorben, erzielte 1990 den viel umjubelten Ausgleich zum 1:1. Den ersten Sieg im Westfalenstadion erlebte ich im März 1997. Martin Dahlin köpfte 16 Sekunden nach dem Anpfiff ins Tor von Stefan Klos.
Damals kaufte man übrigens die Eintrittskarten zum Preis von 12 DM, ermäßigt 5 DM, vor dem Spiel am Kassenhäuschen, inklusive Warteschlange und Bier in der Hand. Wenn man Glück oder gute Beziehungen hatte, gab es Karten beim Verkehrsverein MG im Vorverkauf. Ach, wie schön ist doch inzwischen die AFK, die Allesfahrerkarte des FPMG...
Mein erstes Spiel auf dem Bökelberg durfte ich am 26.11.1988 gegen den VfB Stuttgart erleben. Es macht mich heute noch sentimental, wenn ich an den ersten Moment denke, wie ich über den Eingang Schürenweg auf den Flutlichtmast in Richtung Block 14 zusteuere. Von dort in die „Kull“ reinzuschauen und das frisch gemähte Gras des Spielfeldes zu riechen, war die Situation, die jeder von euch vom ersten Mal Bökelberg kennt: Es hat sofort „zoom“ gemacht…
Rund 15.000 Zuschauer kamen übrigens zum Spiel gegen Stuttgart und ja, das waren damals die Zuschauerzahlen. Die berühmten 34.500 gab es zu der Zeit nur gegen die Bayern. Das Spiel selbst lief so wie die Heimspiele, die wir aktuell kennen: Trotz 2:0 Führung durch Bruns und Dreßen in der 83. Minute der Ausgleich durch Allgöwer. Vermutlich ein Freistoßhammer, ich habe es vergessen…
Mich hat es nicht abgeschreckt, ganz im Gegenteil: Bis zum 22.05.2004, dem letzten Bundesligaspiel am Bökelberg gegen 1860 München, kamen für mich 269 Pflichtspiele der Borussia dazu. Und es war immer wieder ein unbeschreibliches Gefühl, dabei zu sein. Seit dem Abriss war ich übrigens nicht mehr an der Stelle, an der das Bökelberg-Stadion stand. Vermutlich zerreißt es mir das Herz, wenn ich das sehe. Da behalte ich lieber meine Erinnerung.