Adventskalender 2020 – Eigentörchen 16
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- Veröffentlicht am 16. Dezember 2020
- Geschrieben von Thomas Ludwig
Eigentörchen zum Advent
Eintrittskarte Block 16 Bökelberg
Natürlich kann hinter der Zahl 16 nichts anderes stehen als der Block 16. Herausgesucht habe ich eine Eintrittskarte aus der Saison 89/90. Man beachte die 7 DM, die ich als Schüler für die ermäßigte Karte im Block bezahlt habe. Gespielt wurde an einem kalten Freitagabend im Dezember gegen Bayer Leverkusen. 15.500 Zuschauer waren dabei, als mit einem Seitfallzieher Igor Belanov ein Traumtor vor der Nordkurve geschossen hatte. Entsprechend gab es einen Torpogo vom feinsten, der mir damals meine Brille gekostet hatte.
Ja, der Block 16 im Bökelberg war schon etwas Besonderes: Enge steile Stufen und eine unglaubliche Nähe zum Spielfeld. Die Fanclub-Hierarchie, wer steht wo, war klar geregelt, zu mindestens für die damals sehr aktiven Fanclubs Schwarze Adler, Falken MG und Loreley ´78. Bis etwa eine halbe Stunde vor Anpfiff wurde im Reumers in der Eickener Strasse bei frisch gezapften Alt getagt und dann den Fußweg Richtung Bökelberg angetreten. 2-3 Pinkelpausen später dann über den Eingang Schürenweg hinein ins Stadion, unter der Anzeigentafel in den Block 16 hinein und am Zaun zum angrenzenden Block 15 hinunter zum Mittelgang. Man musste einfach nur Schnulli folgen. Irgendein schöner Artikel in einem Fußballmagazin beschrieb die Szenerie, die sich bei jedem Heimspiel abspielte, in etwa so: Wie Moses das Meer teilt schritt Schnulli in der Menschenmenge voran, und alle weiteren im Schlepptau strömten hinterher bis zum Mittelgang.
Die Nordkurve am Bökelberg erstreckte sich, nachdem die Zäune Mitte der 80er Jahren neu installiert wurden, von der Westtribüne bis zum Ostwall über die Blöcke 14-15-16-17. Block 16 war hier der Block direkt hinter dem Tor und unter der Anzeigentafel. Daher versammelten sich vornehmlich hier die aktiven Fanclubs.
Als wir beginnend im Jahr 2002 gemeinsam mit Borussia im Arbeitskreis Stadion saßen, um mit uns Fans über die Gestaltung des neuen Stadions zu sprechen, wurde uns bei einem Termin die Aufteilung der Blocknummern gezeigt. Im ersten Entwurf waren diese jedoch willkürlich bei einem Block beginnend durchnummeriert. Auf meine Anregung hin wurde eine Nummerierung gewählt, die es möglich machte, auch in der Nordkurve wieder Block 16 als zentralen Stehplatzblock zu haben. Ein wesentlicher Bestandteil der Fankultur unserer Kurve konnte somit in den BORUSSIA-PARK übernommen werden.
Weiterhin wurde hier festgelegt, dass die Nordkurve werbefrei bleibt, damit die Fanclubs über die Banden problemlos ihre Fanclubfahnen hängen können. Auch die Stangen mit Seilzug zur Befestigung der Fahnen an den Wellblechwänden war eine Idee aus dem AK Stadion.
Dass es übrigens im Unterrang der Nordkurve Stehplätze gibt, war von vorne herein keine Diskussion. Borussia unterstützte von Anfang an unseren Wunsch nach ausreichend Stehplätzen in der Nordkurve.
Bundesweit allerdings gab es nach den schlimmen Stadionkatastrophen in Brüssel und Sheffield schon Bestrebungen, ähnlich wie in England die Stadien zu All-Seater, also in komplette Sitzplatzstadien umzubauen. Im November 1994 gab es vor der DFB-Zentrale eine Demo zum Erhalt der Stehplatzkultur in Deutschland. Bundesweit organisierten sich die Fanaktivisten zu dieser Aktion. Unter dem Motto „Sitzen ist für’n Arsch“ beteiligten wir uns seinerzeit als FPMG maßgeblich an dieser Aktion.
Bleibt zu hoffen, dass wir bald wieder zurück in unser Wohnzimmer Nordkurve dürfen.