Adventskalender 2020 – Eigentörchen 17

 

 

 

Eigentörchen zum Advent

 


Eine Uhr mit dem Zifferblatt auf 15:30 Uhr

 

 


Ja, liebe Leser, es ist meine Absicht, Euch mit dem Gegenstand und der heutigen Zahl des Adventskalenders zu verwirren.


Was hat die 17 mit der für uns klassischen Anstoßzeit 15:30 Uhr zu tun?


Hierzu benötigen wir einen Blick in die Geschichtsbücher des Fußballs. Zu Beginn der Fußball Bundesliga in der Saison 1963/64 begannen am 24.08.1963 alle Spiele gleichzeitig um 17 Uhr.


Im weiteren Verlauf der Saison wurde jahreszeitabhängig der Anstoßzeitpunkt nach vorne gezogen. So spielte man im Dezember sogar schon um 14:15 Uhr.  Aber alle Spiele zusammen zum gleichen Zeitpunkt.


Unser erstes Spiel in der Bundesliga am 14.08.1965 bei Borussia Neunkirchen begann um 16 Uhr. In dieser Saison wurden ebenfalls noch die Anstoßzeiten an die Jahreszeit angepasst.


Die Anstoßzeit 15:30 Uhr wurde schließlich zur Saison 1968/69 eingeführt. Wenn man dem Internet Glauben schenken darf, stimmten damals die Bundesliga-Vereine darüber ab. Lange Zeit gab es abweichend von Samstag 15:30 Uhr bis zu drei Freitagsspiele unter besonderer Flutlichtatmosphäre, aber der Sonntag blieb tabu. Dieser Tag war für den Amateurfußball heilig.


Am 03.03.1991 war es unsere Borussia, die das erste reguläre Sonntagsspiel am heimischen Bökelberg gegen Werder Bremen bestritt. Anstoß war 18 Uhr. Ergebnis übrigens 1:1.


Ab der Saison 1993/94 wurde dieses Sonntagsspiel regulär in den Spielplan aufgenommen, dafür gab es nur noch zwei Freitagsspiele.


Ab der Saison 1999/2000 wurde dann regulär ein zweites Sonntagsspiel eingeführt und der Anstoß auf 17:30 Uhr vorverlegt. Hierfür gab es dann samstags nur noch 5 Spiele um 15:30 Uhr.


In der Folgesaison gab es dann eine neue Idee: Anstoß eines Spieles am Samstagabend 20:15 Uhr, dafür nur noch ein Spiel am Freitag. Damit wurde der Bogen überspannt, und unter dem Motto „Pro 15:30 Uhr“ formierte sich in den Fankurven der Protest gegen den „Salamispieltag“. Selbstverständlich waren wir vom FPMG bei diesen Protesten dabei. Und er wirkte. In der Saison 2001/02 wurde es wieder zurückgedreht. Sieben Spiele samstags um 15:30 Uhr und zwei Spiele am Sonntag, 17:30 Uhr waren die neuen Anstoßzeiten.


Aus der Euphorie des Sommermärchens 2006 änderte sich allerdings wieder das Schema: 1x freitags 20:30 Uhr, 6x samstags 15:30 Uhr, 2 x sonntags 17:00 Uhr.  Seit der Saison 2009/10 Uhr wurde das Top-Spiel am Samstag um 18:30 Uhr eingeführt, und die Sonntagsspiele wurden nicht mehr zeitgleich, sondern hintereinander ausgetragen. Unter dem aktuellen Fernsehvertrag gibt es seit 2017/18 fünf Montagsspiele und fünf Spiele sonntags um 13:30 Uhr, angeblich zur Entastung der Teilnehmer in der Euro-League…


Ja, die 1,4 Milliarden Euro Fernsehgelder haben ihren Preis. Die Montagsspiele verschwinden aufgrund der erfolgreichen Fanproteste in der nächsten Saison wieder, dafür wird an 10 Spieltagen sonntagsabends um 19:30 Uhr gespielt.


Hinter der vierten Tür habe ich in diesem Adventskalender ja schon über diesen unsäglichen Spruch der „erlebten Normalität“ gesprochen, den ein Manager einer Fernsehanstalt zu der Diskussion über die Anstoßzeiten mit den Fans prophezeit hat.


Fußball ist aktueller denn je Fernsehunterhaltung und nicht in erster Linie für die Fans in der Kurve. Eine bittere Wahrheit kurz vor Weihnachten.