Adventskalender 2020 – Eigentörchen 20
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- Veröffentlicht am 20. Dezember 2020
- Geschrieben von Thomas Ludwig
Eigentörchen zum Advent
Eine Schneeschippe
Es war der 20. Spieltag in der Zweitliga-Saison 2000/2001: Am 03.02.2001 strömten wieder viele Fans unserer Borussia trotz 2. Liga zum Auswärtsspiel. Dieses Mal war der SSV Ulm das Ziel. An diesem Tag gab es aber noch einen weiteren Gegner: Den Wettergott. Heftiger Schneefall hatte hinter der Mainlinie eingesetzt. So kam es, wie es kommen musste: Unsere Zugreisegruppe fuhr gerade in Mainz ein, als sich die Information über die Spielabsage in Ulm wie ein Lauffeuer verbreitete.
Weiterfahren machte also keinen Sinn. Da die Mainzer an diesem Tag aber ebenfalls ein Heimspiel hatten und zu dieser Zeit die Freundschaft zu Mainz noch intakt war, machten sich viele von uns auf ins Stadion am Bruchweg. Dort angekommen konnte man beobachten, wie sich die Mainzer gegen eine Spielabsage stemmten. Kurzerhand griffen auch wir Borussenfans zur Schneeschippe und versuchten mit vereinten Kräften, den Platz bespielbar zu machen. Leider vergebens… Das Spiel der Mainzer gegen den MSV Duisburg wurde ebenfalls abgesagt.
Wo wir gerade in Mainz sind: Erst in der Sommerpause 1995 gab es übrigens die Einweihung der Flutlichtanlage am Bruchwegstadion. Mit einem Freundschaftsspiel gegen unsere Borussia fand seinerzeit dieses Ereignis in einem würdigen Rahmen statt. Viel historischer war das Vorspiel zweier Fan-Teams. Zumindest war das die Verabredung und wir schickten unsere besten FPMG-Fans. Die Mainzer hatten das anders interpretiert und schickten ihre besten fußballspielenden Fans.
Chancenlos gegen den jugendlichen Elan der Mainzer gab es ein knappes 0:9. Trotzdem ärgerten sich die Mainzer über das Ergebnis. Nachdem der Torhüter des FPMG Teams sensationell einen Ball gehalten hatte, stürmten alle Mannschaftskollegen freudetrunken auf ihn zu. Der verwaiste Ball wurde humorlos vom Mainzer Spieler zum 0:9 ins Tor befördert. Das stachelte unser Team so an, dass wir die zweistellige Niederlage verhinderten. Enttäuschte Mainzer schlichen nach Abpfiff vom Feld.
Doch zurück zum Schnee und den daraus resultierenden Spielausfällen. Laut Statistik in den Geschichtsbüchern war die Saison 1978/79 am ärgsten von witterungsbedingten Spielausfällen betroffen. 46 Partien fielen in dieser Saison dem Wetter zum Opfer und brachten damals einige Vereine schon in finanzielle Nöte. War doch die verkaufte Eintrittskarte die Haupteinnahmequelle…
Spielausfälle in der Bundesliga kommen in der Neuzeit kaum noch vor. Das Sturmtief „Sabine“ hat uns das letzte Heim-Derby verweh(r)t. Bekanntermaßen war das Nachholspiel gegen die Domstädter das erste Corona-Geisterspiel.
Unser Achtelfinalgegner aus der Champions-League hat auch eine Episode zu den Spielausfällen mit Beteiligung von unserer Borussia beigetragen. Der Regen von Manchester hat für viele tausend Borussenfans eine eigene, besondere Geschichte geschrieben.
Und wenn wir gerade schon international sind: Der berühmt berüchtigte Nebel von Lodz führte im November 1984 zu einem kuriosen Spielausfall in der Bundesliga: Unser Team saß zwei Tage in Polen im Nebel fest. Als Konsequenz musste das Top-Spiel gegen die Bayern vom 10.11.84 auf den 11.12.84 verlegt werden. Diese Begegnung wurde übrigens zum ersten Live-Spiel der Fußball Bundesliga. Vor einigen Monaten wurde es in der Mediathek des WDR bereitgestellt. Das Intro der Nordkurve an diesem Abend war schon ein Traum. Da bekommt man beim Zusehen noch Gänsehaut.