Adventskalender 2020 – Eigentörchen 22
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- Veröffentlicht am 22. Dezember 2020
- Geschrieben von Thomas Ludwig
Eigentörchen zum Advent
Karte Pokalfinale 1992
Der DFB-Pokal trat in meiner Kindheit eher zufällig in mein Leben. Für das legendäre Finale 1973 war ich mit meinen vier Lenzen noch zu klein, und in den Folgejahren hatte sich meine Borussia erst mal nicht sonderlich als Pokalmannschaft hervorgetan. 1984 änderte es sich schlagartig. In meiner alten Heimat war es üblich, am 01. Mai mit dem Bollerwagen durch die Gegend zu ziehen und ein paar Kaltgetränke zu sich zu nehmen. So waren wir Jugendlichen am besagten 1. Mai somit erst mal unterwegs, und als ich dann nach Hause kam, wurde ich von der Live Übertragung des DFB-Pokal Halbfinale meiner Borussia gegen Werder Bremen in der ARD überrascht. Zu sehen gab es an diesem frühen Abend ein Wahnsinns-Spiel, das wir am Ende in der Verlängerung mit 5:4 gewannen.
Finale gegen Bayern München. Wow! Wie die „Großen“ schaute ich mir das Spiel dann in unserer Dorfkneipe an. Ausgestattet mit einer Fahne meiner Borussia erlebte ich das zweite Borussia-Drama meiner Kindheit nach dem UEFA-Pokal Rückspiel 1980. Statt Fred Schaub war es diesmal Lothar Matthäus, der mich verzweifeln ließ.
Mit seinem Fehlschuss in die Wolken des Frankfurter Nachthimmels erlebten wir inzwischen 22 verschossene Elfmeter im DFB-Pokal. Somit hat die Tür 22 zu mindestens für mein Fanleben unmittelbar mit dem DFB-Pokal zu tun. Passenderweise dürfen wir uns ja heute in diesem Wettbewerb wieder beweisen. Der Pokal hat bekanntermaßen seine eigenen Gesetze, und somit vermeide ich an dieser Stelle eine Prognose für heute Abend…
Doch zurück zum Sieger im Elfmeterverschießen. Im DFB-Pokal hat unsere Borussia nach 1973 nur sehr selten spektakuläre Erfolgsgeschichten geschrieben. Insbesondere im Elfmeterschießen haben wir mit 5 gewonnenen und 11 verlorenen eine sehr mäßige Bilanz, die die Leidensfähigkeit an der ein oder anderen Stelle schon stark überstrapaziert hat. Ich erinnere nur ungern an das Erstrunden-Aus bei den Bayern-Amateuren im Grünwalder Stadion im Jahr 2004 oder 2013 („vergessen Sie Hrgota nicht!“) in Darmstadt. Dieser Hrgota, der uns wiederum im letzten Pokalhalbfinale 2017 gegen Frankfurt das Aus bescherte…
1992 lag ein Highlight der Elfmetergeschichte unserer Borussia und der Tiefpunkt nur 46 Tage auseinander. Am 07.04. gab es nach dramatischen 120 Min ein 2:2 gegen Bayer Leverkusen. Im legendären Elfmeterschießen hielt Uwe Kamps alle vier Elfer der Leverkusener. Am 23.05 stieg dann das Endspiel gegen den Zweitligisten Hannover 96. Nach dem enttäuschenden 0:0 nach 120 Minuten versagten am Ende Kalle Pflipsen und Holger Fach die Nerven beim Elfmeter. Spätestens jetzt wusste man, was es bedeutet, Fan von Borussia zu sein. Drei Jahre später gab es dann für fast alle Leidensgenossen das Happy End mit dem Sieg gegen Wolfsburg.
Die Ausnahme war unser Joker Hans Jörg Criens. Im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums des FPMG 2018 war er einer unserer Ehrengäste, und bei dieser Gelegenheit machte er in einem persönlichen Gespräch keinen Hehl daraus, dass er gerne sein Karriereende in Mönchengladbach verbracht hätte und ähnlich wie seine Mitspieler von 1992 die verpasste Chance drei Jahre später nachgeholt hätte.
In vier Tagen Gedenken wir zum ersten Todestag von unserem Torjäger, der uns so viele schöne Momente geschenkt hat. Für mich ist er inzwischen ein Pokalsieger des Herzens.