Adventskalender 2020 – Eigentörchen 23

 

 

 

Eigentörchen zum Advent

 


Ein 1-Dollar Schein

 


In meiner Sammelkiste liegt mein erster selbstverdienter Dollar. Damals im Fanladen hatten wir uns mal Pizza bestellt, und plötzlich kam eine Gruppe US-Amerikaner in den Laden spaziert. Kurzerhand legte ein Ami mir eine Dollarnote vor die Nase und kaufte mir ein Stück Pizza ab…


Die Dollarnote bringt mich gedanklich allerdings 23 Jahre in die Vergangenheit. Borussia goes to USA hieß es im Sommer 1997. Gespielt wurde um den Reebok Cup. Am 25.07. war die Orange Bowl in Miami Austragungsort des Halbfinalspiels gegen den Club Necaxa aus Mexico. Tore von Jörgen Petterson und Andrzej Juskowiak brachten den 2:1 Erfolg. Zwei Tage später ging es dann im Soldier Field in Chicago im Finale gegen Atletico Junior aus Kolumbien. Hier gab es aber ein enttäuschendes 0:2.


Alles andere als enttäuschend waren allerdings die Erlebnisse für Tower, Olaf und mich, die diesen Kurztrip in die USA seitens des FPMG mitgemacht hatten. Vor Ort trafen wir dann noch auf Arne und Christian. Irgendwie war es uns gelungen, Rolf Rüssmann davon zu überzeugen, uns drei vom FPMG in die Borussia-Delegation mit aufzunehmen, falls wir den Flug selbst organisiert bekommen. Dadurch waren wir Teil der Reisegruppe vor Ort, was uns viele kuriose Situationen einbrachte.


In Miami angekommen, wurden wir erst einmal in eine Einkaufsmall abgesetzt. Vermutlich waren die Hotelzimmer noch nicht fertig. Für den vielumjubelten Neuzugang Chiquinho war es ebenfalls die erste „Dienstreise“ mit der Borussia. Der einzige Mitspieler, der zu der Zeit portugiesisch konnte, war übrigens Andrzej Juskowiak, da er vorher in Lissabon für Sporting seine Schuhe schnürte. In der Mall wurde es irgendwann aufgrund der vielen Menschen dort sehr unübersichtlich, und Chiquinho war sichtlich froh, mit Tower und mir zwei „große Westeuropäer“ immer wieder in seinem Blickfeld zu haben und sich nicht zu verirren.


Neben den Spielen wurde natürlich in den USA auch trainiert. Nachdem sich dann an einem Tag das Training dem Ende zu neigte, gingen wir drei vom FP schon einmal raus aus dem Sportgelände und wurden mehr oder weniger unfreiwillig in eine Stretch-Limousine gesteckt. Diese fuhr uns ohne Umwege direkt zum Hotel. Cooler Service – Dachten wir. Allerdings bekamen wir am Rande des Abendbuffets dann mit, wie sich der Präsident Karl-Heinz Drygalsky sehr darüber wunderte, warum er mit dem Mannschaftsbus zurück ins Hotel musste. Er hatte sich doch einen Chauffeur bestellt…


Zwischen den Erlebnissen mit unserer Borussia hatten die beiden Großstätte Miami und Chicago selbstverständlich auch ihre eigenen Highlights. Der „Al Bundy Brunnen“ hatte genauso unsere Aufmerksamkeit, wie die prachtvolle Villa „Casa Casuarina“ am Ocean Drive in Miami, wo wenige Tage vorher Gianni Versace ermordet wurde.


Zum Schluss wird es noch historisch: Bei einer weiteren Trainingseinheit schlug meine Sternstunde in der persönlichen Fußballkarriere. Mein Idol in dieser Mannschaft war zweifelsohne Uwe Kamps. Seit 1982 im Verein und Elfmeterkiller im Halbfinale 1992. Warum ihn nicht mal zu einem Elfmeterduell herausfordern? Gesagt getan. Er gönnte mir tatsächlich den Spaß. Beim Anlauf spielte er mit seinen Psycho-Tricks: „Breche Dir bitte nichts beim Schuss“, waren seine letzten Worte, bevor mein strammer Schuss links oben an ihm unhaltbar vorbei ins Tor flog. Er kam direkt aus dem Tor gestürmt und schüttelte mich ein wenig herzlich… Ein unvergessener Moment des Triumphes für mich.


Mit ausgelassener Stimmung kehrten wir im Sommer 1997 aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten zurück an den Niederrhein. Nichts ahnend, dass eine Horrorsaison vor uns liegt…