Zwei Favoriten und kaum Hoffnung für Chile und Australien - WM-Gruppe B
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- Veröffentlicht am 05. Juni 2014
Die Teams der WM-Gruppe B sind die beiden Finalisten des letzten Turniers, Spanien und die Niederlande, sowie Chile und Australien. Die Favoritenrollen für die Gruppenplätze eins und zwei sind also schon mal klar vergeben… Aber wen interessieren schon die Favoriten? Deren sicher exzellente und hochbezahlte Kicker laufen einem in jedem Print- und Online-Medium ohnehin alle Zeit vor die Nas. Da schauen wir doch lieber mal genauer auf die vermeintlichen Außenseiter…
Chile kommt historisch ein wenig wie die Skandalnudel der Gruppe daher. Ein Ruf, den man sich hart erarbeitet hat. Zum Beispiel in der „Schlacht von Santiago“, ein Vorrundenspiel bei der WM im eigenen Land 1962, welches als eines der brutalsten Spiele bei einer WM in die Geschichte einging. Schon beim ersten Platzverweis für einen Italiener, der einfach nicht gehen wollte, musste die Polizei eingreifen. Sie wurde noch weitere zwei Mal auf dem Feld benötigt, da auf dem Platz getreten, geschlagen und gespuckt wurde, und es immer wieder zu Prügeleien zwischen den Spielern kam. Da brauchste keine dritte Halbzeit mehr… Dieses Spiel war übrigens der Anlass für die Einführung der gelben und roten Karten als optisches Hilfsmittel für den Schiedsrichter. Letzterer war Ken Aston - aus England stammend und daher sicherlich einen etwas raueren Fußballstil gewöhnt – und sagte Jahre nach dem Match: „Ich habe kein Fußballspiel gepfiffen, ich habe als Schlichter in militärischen Manövern agiert.“
1974 folgte der nächste Vorfall rund um die Chilenen. Als schlechtester Gruppensieger einer Südamerika-Gruppe musste Chile ein Entscheidungsspiel gegen eine europäische Mannschaft austragen, um sich für die WM in Deutschland zu qualifizieren, wobei man auf Russland traf. Das Hinspiel in Moskau endete 0:0, das Rückspiel sollte im Estadio Nacional in Santiago ausgetragen werden, aber da dieser Ort von Diktator Pinochet zur Festsetzung und Folter von politischen Oppositionellen missbraucht wurde, baten die Russen um eine Verlegung. Die FIFA lehnte dies ab, Russland trat nicht an, Chile gewann am grünen Tisch 2:0 und qualifizierte sich damit. Und hinterließ dann bei der WM 74 nur dadurch Eindruck, dass der chilenische Spieler Carlos Caszely der erste war, der sich bei einer WM eine rote Karte abholte.
Nein, das reicht noch nicht. 1990 und 1994 konnte Chile nicht teilnehmen, da das Land von der WM-Teilnahme aufgrund eines weiteren Skandals ausgeschlossen wurde. Bei einem WM-Qualifikationsspiel gegen Brasilien - in besagtem Estadio Nacional - wurde der Torhüter Roberto Rojas angeblich von einem Feuerwerkskörper getroffen und ließ sich vom Feld tragen. Die anderen Chilenen verweigerten die Wiederaufnahme des Spiels aus Sicherheitsgründen, da stand es 0:1 für Brasilien. Fernsehbilder belegten aber, dass Rojas gar nicht getroffen wurde. Lebenslange Sperre für ihn (Begnadigung 2001) und zweimaliger Ausschluss für Chile… Tolle Aktion.
Auf Chile darf man aber heutzutage vielleicht doch auch eher wegen der guten Fußballer wie Arturo Vidal und Alexis Sanchez gespannt sein. Und das ein oder andere Skandälchen kann dem faden Kommerz-Event WM vielleicht noch ein wenig südamerikanische Würze einhauchen…
Angesichts dieser Historie wird es für die Socceroos aus Australien schwierig mitzuhalten… Und auch sportlich wird das nicht leicht. Mit Platz 59 in der FIFA-Weltrangliste liegt man weit hinter den anderen Teams zurück, die ganz großen Stars fehlen im Kader seit den Rücktritten von Mark Schwarzer und Harry Kewell. Da können Mitchell Langerak und Joshua Kennedy nicht mithalten. Aber halt! Da gibt es ja noch Mathew Leckie! Genau, unser ehemaliges Känguru darf bei der WM mithüpfen. Immerhin hat er ja auch für den FSV Frankfurt in Liga 2 zehn Mal eingenetzt, was ihm nicht nur das Tor nach Ingolstadt, sondern auch nach Brasilien öffnete.
Damit es nicht allzu langweilig in Gruppe B wird, darf man hoffen, dass die beiden Außenseiter den Favoriten ordentlich das Leben schwer machen. Eine Überraschung würde noch mal Stimmung in diese scheinbar schon so voraussehbare Gruppe bringen.
Die Gruppe B trägt ihre Spiele in Salvador, Cuiabá, Porto Alegre, Rio de Janiero, Curitiba und São Paulo aus, vorwiegend also im im Sommer nicht allzu heißen brasilianischen Süden. In Rio de Janeiro herrschen im Juli Durchschnittstemperaturen von etwa 25 Grad, in Porto Alegre, südlichster Spielort der WM, bewegen die Temperaturen sich im Juli durchschnittlich sogar unter 20 Grad. Dazu kommt, dass die die Fitness der Spieler maßgeblich beeinflussende Luftfeuchtigkeit im Vergleich zu den nördlich gelegenen Spielorten deutlich geringer ist.
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