Die Regenspiele von Recife

Nun war es endlich soweit, nach den Touren ueber die brasilianischen Bundesstrassen stand unser Heimspiel im nahen Recife an. Nur 60km trennten unser Basislager vom Stadion, was „Irgendwo im Nirgendwo“ vor den Toren Recifes fuer 4 WM Spiele erichtet worden ist. Da wir noch 2 Karten fuers Spiel am Flughafen abholen mussten, machten wir uns bereits um 08:00 Uhr auf den Weg nach Recife. In Porto de Galinhas regnete es da schon seit Stunden und wie wir spaeter feststellten, war dies auch in Recife nicht anders.


Am Anfang lief es wie immer ueber die Mautstrasse, da kamen wir gut Richtung Recife voran, aber von jetzt auf gleich ging gute 4 Kilometer vor dem Flughafen gar nichts mehr. Nach 30 Min. Wartezeit ohne einen Meter voran gekommen zu sein, wurde es mir zu bunt, und ich beschloss, das Ganze mal zu Fuss zu erkundschaften. Zwar hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch ueber 4 Stunden bis zum Anpfiff, aber ich hatte so eine Vorahnung, die sich bestaetigten sollte. Also raus aus dem Bulli und zu Fuss los, nach 3 Minuten war ich bis auf die Unterhose nass, trotz Regenjacke, aber es hat einfach wie aus Eimern gegossen. Teilweise durch 30cm tiefe Pfuetzen gestiefelt sah ich nach gut 800m den Grund fuer unseren Halt: Die Hauptstrasse stand komplett unter Wasser! Ich also sofort zurueck zum Bulli und Lagebesprechung. Schnell war klar, dass es nur eine Moeglichkeit geben wird, das Spiel rechtzeitig zu sehen, und die war zu Fuss zum Flughafen durchschlagen, fehlende Karten abholen und per Metro zum Stadion.

Unser Glueck war, dass wir direkt vor einem Farbenhandel standen und der Besitzer wie alle Einheimischen, die wir die letzten Wochen kennenlernten durften, uns gegenueber sehr herzensgut eingestellt war. So konnten wir unnseren Bulli vor seinem Geschaeft parken und die 20 Real, die wir ihm dafuer gegeben haben, mussten wir ihm quasi in die Tasche ¨"pruegeln" . Nun ging es also fuer uns zu Fuss los, durch bis zu 50cm hohe Pfuetzen, einmal komplett ueber die Leitplanken die Strasse gewechselt, kamen wir dem Ziel Flughafen immer naeher. Wir erreichten nach einer guten halben Stunde eine Strasse, wo der Verkehr noch lief und konnten mit Glueck und etwas Mut einen Bus zum Anhalten bewegen, der zum Flughafen fuhr. 2 Stunden weiter nach endloser Metro- und Bus-Fahrt erreichten wir um 12:30 Uhr, also 30.min vor Anpfiff, alle klitschnass das Stadion. Einigen war es nun moeglich, etwas zu trocknen, andere hatten Karten fuer die ersten Reihen des Stadions und wurden auch beim Spiel weiter nass.

Das Stadion stand wie oben schon beschrieben im nichts, dagegen ist selbst die Alianz Arena in Muenchen ein City-Stadion. Im Stadion waren deutlich weniger deutsche Fans als in Fortaleza, ich wuerde auf 5000 tippen, die Fahnenproblematik gab es trotz anderer Aussagen der FIFA wieder, was viel ueber die Funktionstraeger dieses Verbandes aussagt. Amis waren sicherlich 10000 plus X im Stadion, einige von ihnen verwechselten Fussball leider mit Karneval, und so liefen sie in unmoeglichen Verkleidungen herum, von Captain America bis Bugs Bunny war alles dabei. Nach dem Spiel kamen wir erstaunlich gut per Bus und Metro zu unserem Bulli zurueck, von wo wir blitzschnell Porto de Galinhas erreichten, wo wir noch einige Getraenke zu uns nahmen und auf den Gruppensieg angestossen haben. Unsere Freunde vom Wilden Sueden hatten nicht so viel Glueck, sie hatten einem Parkplatz direkt am Stadion und erreichten 5 Stunden nach uns die Unterkunft... 6 Stunden Fahrzeit fuer 60km! Am naechsten Morgen ging es fuer den Wilden Sueden nach Hause und fuer uns ging es weiter nach Porto Alegre.

Mit Halt in Sao Paulo, wo der halbe Flieger ausstieg und danach wieder aufgefuellt wurde, erreichten wir Abends unser Hotel, was mit einer 24-Stunden-Bar ausgestattet ist, dies wurde auch bis in die Morgenstunden genutzt, seitdem gibt es aber fast keine Gaetranke mehr an selbiger. Gestern stand das Spiel der Brasilianer an, was wir in einem grossen Pub in der Innenstadt verfolgten, zu unserem Glueck wurde uns kurz vor Spielbeginn angeboten fuer 40 Real (13 Euro) beim Brasilien-Spiel so viel Bier zu trinken, wie wir koennen, durch die Verlaengerung und das Elfmeterschiessen ein Gewinn fuer uns. Die Stimmung war nach dem 1:1 sehr agressiv und auf dem Klo wurde man schon mal von dem einen oder anderen Brasilianer angerempelt, aber wir haben uns nicht provozieren lassen, und nach dem Spiel leerte sich der Pub schnell und man konnte in Ruhe Spiel zwei verfolgen. Wir brauchten mit 7 Leuten 4 Taxis, um zurueck zum Hotel zu kommen, das sagt eigentlich alles ueber den Erfolg des Abends aus. Morgen nun das Achelfinale gegen Algerien, dann gehts zur letzten Station unser Reise nach Rio weiter! Von da aus melde ich mich dann das letzte Mal.
 
Bis dahin
 
Stoerte