Unterwältigende neue Fußballwelt - der ausgefallene Vorbericht
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- Veröffentlicht am 01. August 2014
Eigentlich sollte es heute einen Vorbericht zum Testspiel gegen Enschede geben. Eigentlich. Wir hätten ein paar Informationen zu Anreisemöglichkeiten, Treffpunkten und Standort des Infomobils veröffentlichen können. Wir hätten uns mit diesem Spiel als Fans auf bevorstehende Aufgaben im Europapokal einstimmen können. Und für viele wäre es die erste Möglichkeit gewesen, das Team inkl. einiger Neuzugänge in Aktion zu bewundern, aber alles das fällt leider aus.
Um diesem beschämenden Vorgang nicht noch mehr Aufmerksamkeit entgegenzubringen, möchten wir den Worten von Thomas Ludwig nichts mehr hinzufügen. Müssen wir eigentlich hoffen, in den nächsten Jahren keine Gegner aus unseren Nachbarländern Belgien und den Niederlanden zugelost zu bekommen, sollten wir das Erlebnis Europa noch häufiger genießen dürfen? Oder ist man bei Oranje sauer, dass ihr Team mal wieder nicht den WM-Pokal in die Höhe recken durfte.
Was ist nur los in Fußballdeutschland im Jahr des WM-Sommers? In Paderborn scheint man gewillt, aus dem wahrscheinlich kurzen „Projekt Bundesliga“ möglichst viel Gewinn zu generieren. 255,-€ kostet die Jahreskarte, mit der man die 17 Bundesligaheimspiele der Paderborner im Stehen verfolgen kann. Fast doppelt so viel wie in der letzten Saison, dafür kann man kostenfrei am Stadion parken. Die Spiele sind in drei Preisgruppen eingeteilt, Borussia gehört mit den Bayern, Dortmund und Schalke zu Kategorie A, da kostet ein Tribünensitzplatz schnell mal 60,- EUR.
Der Zweitligaaufsteiger aus Leipzig verpflichtete vor einigen Wochen Massimo Bruno vom RSC Anderlecht für rund neun Millionen Euro und stattete den U21-Nationalspieler mit einem Fünfjahresvertrag aus. Das geht aus der Transferliste der DFL hervor. Wie das mit den Fair Play-Regeln der UEFA vereinbar sein soll (welche Beträge dürfen im Vergleich zu den Einnahmen investiert werden?), bleibt unklar. Anschließend wurde der Belgier prompt an den Partnerverein Red Bull Salzburg weiterverliehen. Da ist wohl jeder weiter Kommentar überflüssig.
Beim FSV Frankfurt möchte man durch ein neues Logo, welches mehr an eine Autofirma erinnert, dem Verein ab dem nächsten Jahr ein neues Gesicht geben. Und da das alles ohne Rücksprache mit der Basis passiert ist, wundert man sich auf einmal, dass man sich den Unmut der traditionsbewussten Fans zuzieht, auch wenn es nicht so viele sind wie anderswo. Man hätte doch nur mal in Stuttgart oder Kaiserslautern anrufen können, welche Erfahrungen dort gemacht wurden, denn ganz schnell ging man dort wieder zu den alten Vereinswappen zurück.
Es ist allerdings auch eine Gelegenheit, sich mal wieder bewusst zu machen, dass die Umstände, unter denen wir Fußballfans in Deutschland unserem Hobby frönen können, keineswegs selbstverständlich sind. Dank unser glücklicherweise auch gut vernetzten, energisch auf ihr Recht pochenden Vertretungen wird „fan“ in Deutschland auch in den Kreisen wahrgenommen, die in anderen Ländern den Fußball für die Fans längst kaputt gemacht haben.
Wir dürfen noch weitgehend ungehindert reisen. Wir haben noch Stehplätze, die halbwegs bezahlbar sind. Leverkusen und jetzt Paderborn zeigen mit ihrer Preispolitik aber ganz eindeutig, dass „fan“ für seine Rechte auch weiterhin unablässig lautstark kämpfen muss. Das gilt auch für den Dialog mit den Politikern, von denen ja auch immer mal die eine oder andere „innovative“ Idee kommt, wie jüngst aus Bremen.
Aber vielleicht muss es auch einfach wieder losgehen. Am nächsten Freitag um diese Zeit drehen sich unsere Gedanken sowieso um viel wichtigere Themen.