Mit Vollgas weiter
- Details
- Veröffentlicht am 24. September 2014
Noch sind die Nebelschwaden des Derbys nicht gänzlich verraucht, und schon geht es mit Vollgas weiter. Während am gestrigen Dienstag bereits die ersten vier Partien des fünften Bundesligaspieltags ausgetragen wurden, tritt der VfL erst heute Abend gegen den Hamburger SV an, der mit einer Niederlage im Borussia-Park dem Fehlstart in die Saison bedrohlich näher kommen würde.
Als „unverdientester Nichtabsteiger aller Zeiten“ trug der HSV sich am Ende der letzten Saison in die Geschichtsbücher ein. Fünf Niederlagen in den letzten fünf Spielen, keines der beiden Relegationsspiele gegen Fürth gewonnen, und dennoch tickt die Stadionuhr im Volkspark vorerst weiter.
Auch in der Sommerpause sorgten die Hamburger für Schlagzeilen. Die Initiative „HSVPlus“ hatte die chaotische Führungsstruktur des Vereins als Hauptgrund für die fortdauernde sportliche Talfahrt des Vereins ausgemacht. Sicher nicht ganz zu unrecht. In einer spannenden Hauptversammlung beschlossen die Vereinsmitglieder mit großer Mehrheit die Ausgliederung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft. In Dietmar Beiersdorfer sah man den neuen Heilsbringer und verpflichtete ihn als Vorstandsvorsitzenden der neu entstandenen Aktiengesellschaft, die - Unterschied zur Borussia - bis zu 10% ihrer Anteile ohne Beschluss der Vereinsmitglieder veräußern darf. Bei der Borussia muss jegliche Veräußerung von GmbH-Anteilen von den Vereinsmitgliedern genehmigt werden.
Nicht wenige Anhänger des HSVs gingen davon aus, dass es mit den beschlossenen Reformen und mit Dietmar Beiersdorfer sofort steil bergauf geht. Oft wurde dabei unser VfL als vermeintliche Parallele genannt. Dass die Borussia - im Gegensatz zum HSV - in der „Fastabstiegssaison“ unter Lucien Favre bereits eine fulminante Rückrunde spielte, die in der folgenden Saison ihre fast logische Fortsetzung fand, wurde in Hamburg geflissentlich übersehen.
Dass eine neue Vereinsstruktur garniert mit neuem Vorstandsvorsitzenden nicht per Gesetz und per sofort sportlichen Mehrwert bringt, musste man im Volkspark schon früh in der laufenden Saison zur Kenntnis nehmen. Ein Punkt nach drei Spielen - und in Hamburg passierte das, was in den letzten fünf Jahren oft passiert ist. Mirko Slomka musste gehen, mit Josef Zinnbauer - bis dahin Trainer der vereinseigenen U23 - wurde der immerhin zehnte Übungsleiter der letzten Halbdekade verpflichtet.
Nach dem torlosen Remis im Heimspiel gegen die Bayern - immerhin ein Achtungserfolg - herrscht beim HSV wieder Aufbruchsstimmung. Joe Zinnbauer - der nächste Heilsbringer? Es ist an uns, der im hohen Norden ausgebrochenen Euphoriewelle gleich wieder einen Dämpfer zu verpassen und mit einem Heimsieg den eigenen Platz im oberen Tabellendrittel zu festigen.