Rauten-Derby: Rhomben in den Stadionkatakomben

„Diese Rhombuschs!“ ist man vor dem anstehenden Duell der beiden Erstliga-Seriendarsteller SV Werder und unserer Borussia sowie einer Anhängerschaft im Zeichen der Raute(n) geneigt, verzückt wenn auch mit fehlerhafter Beugungsendung auszurufen. Mag auch der nördliche Rivale aus Hamburg selbige seine Wappenform nennen, soll diese als quadratische Spezialform beim semantischen Blick in fußballerische Parallelwelten im Folgenden jedoch keine Rolle spielen. Wieviel Borussia aber steckt im Gast aus Bremen?


Mit dem Gründungsdatum 4. Februar 1899, als eine Schar adoleszenter Tauzieher den FV Werder Bremen förmlich aus der Taufe zog, sind uns die Bremer knapp, aber doch eine Rasenlänge voraus. Auf der Vereinsseite ist der „Weg zur Raute“ dokumentiert. So etablierte sich nach einigen geometrischen Umwegen bereits Ende der 20er Jahre die Werder-Raute in der heute verwandten, zugegebenermaßen durchaus sympathischen grün-weißen Form. Als Gründungsmitglied der Bundesliga nutzte Werder 1965 die Gnade der frühen Erstligazugehörigkeit zum ersten Meistertitel und kam uns diesmal fünf  Jahre zuvor (unseren ersten DFB-Pokal reichten wir hingegen zum ersten nationalen Bremer Erfolg weiter).

 

Die Zweitklassigkeit der Saison 1979/1980 konnte umgehend korrigiert werden. Werder bewies in der Folge große Konstanz und sammelte ab 1988 (neben fünf Pokalsiegen und dem Europapokal der Pokalsieger) drei weitere Meisterschaften. Veranschaulicht wird dies nicht zuletzt in der ewigen Bundesligatabelle, in der Werder direkt hinter dem Klassenprimus aus Bayern, und so vier Plätze vor Borussia rangiert. Keine Gefahr droht kurzfristig wohl jener Statistik, die uns mit 131 Tabellenführungen just vor Werder mit 130 führt. In den Tops und Flops der Jahreshefte hält sich darüber hinaus (letztlich erfreulich) hartnäckig ein 0:7-Auswärtserfolg der Bremer aus dem Jahre 1966 als Gladbachs höchste Heimniederlage.


Bei Betrachtung der Transfer-Membran zwischen Niederrhein und Weser sind insbesondere die Wechsel von Uli Borowka und Marko Marin in Erinnerung geblieben. Die Spurensuche nach ehemaligen Gladbachern im aktuellen Kader verläuft hingegen ergebnislos im Nordseesande. An exponierter Stelle ist jedoch Thomas Eichin als sog. "Geschäftsführer Sport" tätig - ein Ex-Borusse, für den die Chronik  180 Erstliga-, 15 DFB-Pokal- und sogar drei Europapokaleinsätze auflistet. Zum Jahreswechsel 2012/2013 tauschte Eichin das Glatteis der DEL mit dem nicht weniger rutschigen Grün eines sportlich ins Trudeln geratenen SV Werder. Zwischenzeitlich eher despektierlich als Eishockeymanager tituliert scheint er mit dem Trainerwechsel von Robin Dutt zur Identifikationsfigur Victor Skripnik wieder an Kredit gewonnen zu haben.


Auf Borussias Seite hat heute einzig Max Kruse eine Bremer Vergangenheit, der übrigens seinen Geburtsort Reinbek mit der Nordlichtgestalt Norbert Meier teilt, welcher wiederum nach seinem Wechsel als Spieler Ende 1997 allerdings nur für wenige Monate auch den Platz als Cheftrainer Borussias einnehmen durfte. Zuletzt sei noch mit André Hahn ein weiterer unserer polyvanlenten Stürmer (diese erzwungene Reminiszenz an den unvergessenen, zumindest in Bremen ausgebildeten Arie van Lent sei in diesem Kontext gestattet) erwähnt, der zumindest Vereine in Bremerhaven zu seinen ersten Stationen zählt.


Im Vorfeld dieser Begegnung sei an die knorrigen bis laxen Worte von Heidi Lachs erinnert, die früher im Quorum der knurrenden Mägen mit „Backfisch dauert“ zur Geduld am Stadionimbiss mahnte. Wer sich in diesen Tagen schon in der Sonne Spaniens wähnt, sei am Mittwoch erneut zur Geduld und unbedingter Unterstützung im nasskalten Wetter des Borussia-Parks aufgefordert. Die auf dem Papier eindeutige Auseinandersetzung birgt ähnliche Gefahren wie jene gegen Hertha. Hand auf die Raute! Wie wünscht man sich die englische Woche? Well done…