Wunschlos glücklich?
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- Veröffentlicht am 24. Dezember 2014
Mit dem Heiligen Abend geht die Zeit des Wünschens ebenfalls in die Winterpause. Vieles, was auf den Millionen von Wunschzettel bis zuletzt notiert wurde, geht sicher diesmal auch in Erfüllung. Bis auf ein paar Kleinigkeiten haben wir somit allen Grund, wunschlos glücklich zu sein, oder? Nun gut, sicher hätte der Freiburger Torhüter mit einer gelungeneren letzten Aktion für ein noch breiteres Grinsen bei den anstehenden Familienbesuchen zu Weihnachten sorgen können. Aber auch so wird das schwarz-gelbe Kaffeeservice wohl diesmal im Schrank bleiben. Warum bloß?
Die Entscheidung des Weltmeisters und Ex-Fußballgott C.K. haben viele von Euch wohl so schnell nicht auf dem Zettel gehabt. Aber so ist Fußball, ein modernes Geschäft. Für diejenigen, die den Borussia-Kalender unter dem Weihnachtsbaum haben: Schnell mal einen Blick auf die Seiten Juli-Dezember… Hoppla: Im September schaut uns in der Tat die „23“ an. Vielleicht gibt es ja zur Sommerpause Aufkleber. Rechtzeitig habe ich also noch folgendes auf den Wunschzettel notiert: Max Eberl wird frisch gestärkt nach seinem Dreierpack an der Torwand einen neuen Spieler auf der 6er Position in gewohnter professionellen Art und Weise verpflichten. Hört sich doch gut an, oder?
Die größte Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit erleben gerade die Fans des HSV. Aufgrund vollmundiger Versprechungen sind sie der Initiative "HSVplus" bis zur Ausgliederung gefolgt und stehen nun vor einem sportlichen und finanziellen Scherbenhaufen. Warum erzähle ich das? Ihr erinnert Euch an 2011? Auch wenn viele bei uns zu Recht die „Initiative“ wieder vergessen haben: Einmal mehr ist das, was gerade in Hamburg passiert, die Bestätigung, dass wir Fans damals die richtige Entscheidung getroffen haben und damit aktuell alle glücklich sind. Aber dennoch müssen wir unsere Wünsche für die Zukunft unserer einzigartigen Fankultur weiter vor Augen haben. Im Erfolg, so sagt man, macht man die größten Fehler. Und hier müssen wir alle aufpassen, dass alles das, was die Leidenschaft für unsere Borussia so stark gemacht hat, nicht verloren geht. Auch wenn es sich keiner wünscht: Irgendwann kommen auch wieder sportliche Täler, und mit denen müssen wir umgehen. Mit leidenschaftlichen Fans übersteht man diese Durststrecken, wie die Vergangenheit gezeigt hat, viel besser.
Der Profifußball in der ersten Liga ist nun mal ein Verdrängungswettbewerb, und alles das, was heute gut läuft, kann morgen wieder bescheiden laufen, weil die Konkurrenz aufrüstet. Mit Ingolstadt und Leipzig stehen zwei finanzielle Hochkaräter an der Schwelle zur 1. Liga. Und nun, wo Hopp nach 20 Jahren Sponsoring die Mehrheitsanteile an seinem Lieblingsverein erwerben wird, genauso wie Kind es 2017 in Hannover tun darf, ziehen möglicherweise weitere Vereine(?) wieder an uns vorbei. Hier wünschen sich viele wieder den einfachen Fußball von früher. Doch spätestens Paul Breitner hat uns am 3. Advent die bittere Wahrheit präsentiert: Fußball ist ein Teil der Unterhaltungsbranche geworden, und Vereine sind „fußballproduzierende mittelständige Unternehmen“ gab er am Stammtisch zu Protokoll. In der Tat, den Weihnachtsmann gibt es nicht.
Dieser hat ja im Übrigen grundsätzlich sowieso nichts mit Weihnachten zu tun. Sondern erst seit Luther gibt es ihn zur Weihnacht, und dann wurde er gepusht vom Konzern mit der braunen Limo… Somit macht es auch plötzlich Sinn mit dem neuen Brause-Hersteller... Aber das geht jetzt zu weit. Am Ende darf man sich gar nichts mehr wünschen.
Zurück zum Ursprungsthema: Wunschlos. Ist Sevilla ein solches? Aufgrund des Aufeinandertreffens mit dem Titelverteiltiger mit Sicherheit ein sportlicher Höhepunkt. Eintrittskarten stehen für viele Fans leider vergebens auf dem Wunschzettel. Offenbach ist ebenso ein Los. In der Pokalsaison 1994/95 waren wir zuletzt im DFB-Pokal auf dem Bieberer Berg. Da haben die Wünsche für 2015 sicher Hochkonjunktur. Andererseits gab es auch 1989 ein Achtelfinale mit einem unrühmlichen Ausgang. Somit alles offen. Aber deshalb macht der Fußball ja so viel Spaß: Weil keiner weiß wie es ausgeht.
Unsere Borussia hat uns im abgelaufenen Jahr viel Spaß bereitet und so bestreiten viele unter diesem Stern eine ruhige Weihnacht 2014. Euch Allen wünsche ich friedliche Festtage und dass vor allem der Wunsch nach Gesundheit erfüllt wird. Leider haben aktuell nicht alle Grund zur Ausgelassenheit, weil das private Schicksal nicht Halt macht vor den besinnlichen Feiertagen. Diesen Menschen wünsche ich besonders viel Kraft und Ausdauer für die bevorstehende Zeit, die sicher nicht immer einfach sein wird.
Nach den Festtagen und einem gelungenen Rutsch ins Jahr 2015 genießt noch ein wenig die Winterpause bevor (hoffentlich) der Stress mit den vielen englischen Wochen wieder losgeht. Den Wunsch, noch einige Kneipen dieser Welt mit unserer Borussia unsicher machen zu können, haben wir glücklicherweise alle auf dem Zettel.
In diesem Sinne
Fröhliche Weihnacht
Für den Vorstand des FPMG Supporters Club
Thomas Ludwig