Mit über Wölfe heulen!?

Im SSC Neapel, dem Tabellenvierten der Serie A, fanden die Wolfsburger in dieser Euro League-Woche ihren sportlichen Campione. In den Führungsetagen des Mutterkonzerns hatte man sich fraglos eine bessere Werbeveranstaltung im Viertelfinale erhofft. „Markenwerte und Leitbilder“ der Fußballtochter firmieren unter dem Mottokotau: „Fußball ist alles“. „Alles nichts oder?“ möchte man mit Hella von Sinnen und Hugo Egon Balder vor dem Gastspiel bei unserer Borussia, bekanntlich Tabellenvierter der Bundesliga, erwidern.


Auch nach 17 Jahren Erstligazugehörigkeit vermag man sich nicht an diesen Verein, pardon Gegner gewöhnen. Auch für dessen Rolle als kurzfristig vermeintlich einzig ernstzunehmender Bayernjäger erscheinen Sympathien wie verschenkte Emotionen im Warteraum der Kfz-Zulassungsstelle.

 

Wie possierlich wirkte doch dieser Zweitligist noch im Pokalfinale 1995. Doch schon 2009 erreichte eine merklich getunte Mannschaft mit dem perfekt harmonierenden Sturmduo Grafite/Dzeko den ersten Meistertitel. Felix Magath sorgte in diesen Jahren weniger als Wolf, denn als Wolpertinger mit wahren Transferorgien ligaweit für Befremden. Mittlerweile geht das im modernen Fußball zunächst als unverdächtig geltende Duo Allofs/Hecking beim Verein für Liquiditätsübungen zwar weitaus selektiver, dafür aber mit merklich mehr Mitteln vor.

 

Die Abhängigkeiten (Rote Beete Leipzig läßt grüßen) treten in diesen Tagen zutage, wenn in den Schlagzeilen über die Machtkämpfe im Autokonzern mit der Frage nach der Zukunft des Fußballfreundes Winterkorn auch die nach der des offenen Geldhahns gestellt wird. Statt allzu viel Häme sollte so aber erst recht der Blick auf die Entwicklungen und Situation bei Borussia, d.h. dem nachhaltigen Gegenentwurf in Mönchengladbach, fallen. Es ist unser VfL, der in lange Zeit unvorstellbarer Art und Weise in diesen Wochen und Monaten positive Schlagzeilen in Serie produziert. Zuletzt waren es Montag die Finanz- und Bilanzzahlen des Jahres 2014, die spiegelbildlich zum sportlichen Aufstieg den Verantwortlichen ein hervorragendes Arbeitszeugnis ausstellen und der Borussia eine breite, kerngesunde Aufstellung attestieren.

 

Zu der ungebrochenen Sympathie, die Borussia im ganzen Land seit Jahrzehnten genießt, gesellen sich nun fast einhellig Respekt und Anerkennung für den erfolgreich eingeschlagenen Weg. Wir brechen Rekorde, stoppen Negativserien, schaffen neue Serien und werden in einem Atemzug mit den lange Jahre als Spitzenteams gehätschelten Vereinen genannt. Der aber einzig wahre Seismograph für den sportlichen Wandel, die Bierstandszene, mit dem Feiern lange sich selbst überlassen, strömt heute pünktlich zum Anpfiff durch die Stadiontore. Zur Borussia gehen heißt in diesen Tagen zum Fußball gehen.

 

Die Räder der Anderen werden wir nicht zurückdrehen können. In Wolfsburg gibt es kein Korrektiv. Vielmehr gilt es, im eigenen Haus auf die Identität stiftenden Größen zu achten. Auch Borussia befindet sich an einer Wegscheide. Gelingt es weiter, kommerziellen Versuchungen nur selektiv und behutsam zu erliegen? Wer die Champions League nur anstrebt, um mit dem Antrittsgeld Kasse zu machen,  der redet doppelzüngig, wenn er den Geldsegen in Wolfsburg attackiert.

 

Erhebt die Stimme für Borussia. Sonntag im Park. Und darüber hinaus für all das Schützenswerte, von uns Gelebte und Geliebte. VfL Borussia!