Oh Captain, mein Captain!

Zwei altgediente Borussen werden ab der kommenden Saison nicht mehr das Trikot mit der Raute auf dem Herzen tragen. Kapitän Filip Daems zieht es in seine belgische Heimat zurück, Thorben Marx bleibt der Borussia in noch zu bestimmender neuer Funktion treu. Wir wollen beide gebührend verabschieden und beschäftigen uns heute und morgen noch einmal ausführlich mit unseren alten Recken. Den Anfang macht heute Filip Daems.

 

"Oh Captain, mein Captain!" Wer kennt sie nicht, diese Worte aus dem Film "Der Club der toten Dichter", in der Hauptrolle mit dem viel zu früh verstorbenen Robin Williams? Worte der Ehrerbietung von Internatsschülern an ihren Lehrer, der sie lehrte, Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. In der Abschlussszene steigen die Schüler mit Tränen in den Augen auf ihre Tische und huldigen ihrem "Captain" respektvoll.
 
Was hat dies mit der Verabschiedung von Borussia-Kapitän Filip Daems (*31.10.1978, 1,81m, 79 kg) zu tun?
 
Filip war seit Januar 2005 bei Borussia. Der fünfmalige belgische Nationalspieler bestritt für die Fohlen in der ersten und zweiten Liga insgesamt 210 Spiele und erzielte 14 Tore. Er erhielt 25 gelbe Karten, keine gelb-rote und schon gar keine rote Karte. Er hat bei Borussia als einer der ganz wenigen Spieler gefühlsweltenmäßig fast alles erlebt. Den Abstieg, den Aufstieg, die Relegation, den Einzug in den Europapokal. Eine Trophäe blieb verwehrt, aber in diesem Zeitraum uns allen ebenso.
 
Dennoch hat er sich durch stets zuverlässige Abwehrarbeit , betont ruhiges Auftreten und souveräne Mannschaftsführung bei uns allen eine Menge Respekt verdient. Als es gar nicht gut lief bei Borussia, hat der Schreiberling dieser Zeilen bei einem Nachspiel im FanHaus den Kapitän verbal kritisiert mit den Worten, er sei kein richtiger Kapitän, kein Lautsprecher auf dem Platz, kein Mitreisser, kein Umbieger. Er hat bestätigte das mit den Worten: "Das stimmt, aber ich habe andere Qualitäten! Ich bevorzuge das Gespräch nach dem Spiel unter vier Augen." Der Erfolg hat ihm Recht gegeben. Das Team wurde zu einer echten Einheit.  Wir schafften mit ihm die Relegation, den Klassenerhalt, den Einzug in die Europa League und nun auch in die Champions League. Er persönlich begeisterte uns mit vielen Elfmetertoren und war die Zuverlässigkeit "hinten links" in Person. Der Kreis ist geschlossen. Viel mehr kann ein Kapitän nicht leisten.


Ich steige langsam auf meinen Tisch und sage "Oh Captain, mein Captain!". Respekt und ein leises "Merci", Filip. Alles Gute für den Mannschaftsführer mit der Rückennummer drei und der Raute im Herzen.