Bundesliga 1975 und heute - ein „Klassentreffen“ nach 40 Jahren
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- Veröffentlicht am 25. Juni 2015
40 Jahre liegt das bisher erfolgreichste Jahr in Borussias Vereinsgeschichte nun zurück. 1975 wurden wir Deutscher Meister, Berti Vogts und Heynckes Jupp holten auch noch den UEFA-Cup... unvergessen. Lang ist's her. Doch was geschah in der Zwischenzeit mit den „Klassenkameraden“ von damals? Lest hier über ein Klassentreffen der anderen Art:
War Borussia damals der Klassenprimus, so zeigte sich bald, dass der wahre Streber des 75er Jahrgangs aus Bayern kam. Unsere Erfolge blieben dann doch eher auf die gymnasiale Mittelstufe begrenzt. Aber anderen erging es noch viel schlimmer. Von den 18 Klassenkameraden von damals sind heute noch ganze neun Vereine erstklassig. Von der anderen Klassenhälfte sind noch sechs Teams zweitklassig, für drei Vereine ging es noch tiefer bergab.
Gerne fragt man sich beim Klassentreffen: „Und? Wie ist es dir so ergangen in all den Jahren?". In den Gesichtern der einstigen Kameraden aus Essen, Offenbach und Uerdingen wird man bei der Beantwortung dieser Frage Horrorszenarien ablesen können.
Rot-Weiß Essen, stolzer Pokalsieger von 1953 und 1955 gar Meister spielte 1975 noch mit Dieter Bast, Werner Lorant, und natürlich Willi „Ente“ Lippens. Ein paar Jahre später ging es dann mit Anlauf schwer bergab. Man kam nie mehr richtig auf die Füße und hatte notorische Finanzprobleme. Heute steht man zwar mit neuem Stadion dar, krebst aber immer noch in der Regionalliga bei den Duellen gegen den Stadtrivalen FC Kray herum.
Hand in Hand mit dem Ruhrpott-Club gingen die Offenbacher Kickers den gleichen Weg. Namen wie Siggi Held, Manfred Ritschel oder Pepi Hickersberger konnten 1976 unter Jungtrainer Otto Rehhagel den Abstieg nicht verhindern. Danach ging auch in Offenbach der Weg auf der Rutschbahn abwärts. Heute ebenfalls ein neues Stadion (wir waren gerade erst zu Gast), aber erneut den Aufstieg verpasst… in die 3. Liga wohlgemerkt. Mindestens ein Jahr mehr in der Regionalliga müssen die Fans durchstehen.
Das schwarze Schaf der 75er Klasse stellt heute der damalige FC Bayer Uerdingen 05 dar. Unter diesem Namen schon lange nicht mehr präsent, dümpelt der Sensations-Pokalsieger von 1985 heute als KFC Uerdingen in den Niederungen der Amateurligen herum. Gerade eben abgestiegen in die 5. Liga, hatte man vor 40 Jahren nach einem 6:0 Aufstiegssieg gegen FK Pirmasens noch eine bessere Zeit vor der Brust. Es sollten etliche Jahre in der 1. und 2. Bundesliga folgen, ehe nach dem Rückzug vom Hauptsponsor, den Bayer-Werken, der stete Fall in den Keller einsetzte. 1975 dabei: Paul Hahn als Kapitän, Lorenz-Günther Köstner, Friedhelm Funkel oder ein junger Werner Vollack als Ersatzkeeper. Unvergessen in der Grotenburg Kampfbahn waren Siege gegen Bayern München oder Fußballwunder im Europapokal… fragt nach bei Dynamo Dresden. Alles lange passé. Vor wenigen Wochen noch gegen Borussias U23 in einer Liga gespielt, kam vor drei Wochen der erneute Abstieg in die Oberliga.
Nach den drei bösen Buben aus der letzten Reihe treffen sich heute im Biologiesaal der 2. Bundesliga die altbekannten Untersekundaner der Braunschweiger Löwen, die Betzebuben aus Kaiserslautern, die Zebras aus Duisburg, die Fortunen 95 aus Düsseldorf, die ehemals Unabsteigbaren aus Bochum, sowie die Badenser aus Karlsruh‘. Alles gestandene Traditionsvereine mit mehr oder weniger Hang zum „Klebenbleiben“ (im Unterhaus), zum Teil auch schon mit Nachsitzen in den Amateurligen.
Die Torjägerkanone ging damals nach Schalke - Klaus Fischer (Flashback: Vorspann WDR-TV, Sport im Westen, Fallrückzieher, Hintergrundmusik Car Wash von Rose Royce). Er war mit 30 Buden ganz weit vorne, gefolgt vom Bomber der Nation Gerd „Oberschenkel“ Müller und Erich Beer (Hertha BSC), beide je 24 Hütten. Auf den Plätzen die Alt-Fohlen Simonsen (Platz 7/16 Tore) und Heynckes (Platz 17/12 Tore).
Der 2:1-Derbysieg am 34. Spieltag rundete für die Borussia eine überaus erfolgreiche Saison ab. Das Klassenziel wurde mehr als erreicht, die Versetzung war nie gefährdet, und es gab sogar zwei Sieger-Urkunden. Der Hausmeister ertrug mit Lächeln unser Siegerkonfetti, und der Physikprofessor konstatierte uns einen Höhenflug. Schön war die Zeit unserer Klasse von 1975…
Einige Klassenkameraden von damals sind (fast) weg vom Fenster, andere wie wir sind der Klasse (fast) immer treu geblieben. Wir selber sind seit ein paar Jahren wieder voll da. Und wie! Möge es immer wie 1975 und 2015 sein, 40-years-after! Freuen wir uns sodann auf die Saison 2055/2056…
PS: Ab zum Büdchen und noch ein paar Tütchen Fußballbilder gekauft… je 0,20 DM/5 Bilder).