Den andalusischen Stier umstoßen

Man möge dem Verfasser die martialische Überschrift nachsehen - allerdings ist es am heutigen Abend an der Zeit, gegen den FC Sevilla nun endlich auch einmal einen Dreier einzufahren. Keineswegs hätte die Borussia in den bisherigen Aufeinandertreffen mit den Sevillistas den Platz als Verlierer verlassen müssen. Dreimal mussten Schwarzweißgrüngekleidete trotzdem mit hängenden Köpfen nach Hause fahren. Heute ist eine gute Gelegenheit, die Bilanz gegen den FC Sevilla aufzubessern. Das wäre auch im Hinblick auf das Überwintern im Europapokal immens wichtig.


Die meisten von uns, die der Stadt im Süden Spaniens mittlerweile sogar zum zweiten Mal einen Besuch abgestattet haben, dürften Land & Leute ins Herz geschlossen haben. Schönes Wetter, Gastfreundschaft, guter Wein und leckeres Essen in der malerischen Altstadt von Sevilla - all das dürfte uns Borussen nachhaltig und positiv in Erinnerung geblieben sein.

Das Gegenteil ist der Fall, wenn wir uns an das Auftreten der Spieler unseres heutigen Gegners zurückerinnern. Zeitspiel, an Unerträglichkeit grenzende Schauspielerei, versteckte Fouls, Provozieren der Gegenspieler, permanentes Lamentieren mit den Unparteiischen. Diese „Disziplinen“, die man ja auch den andalusischen Ingolstädtern nachsagt, will man auf dem Platz eigentlich überhaupt nicht sehen, der FC Sevilla beherrschte sie in den bisherigen Aufeinandertreffen mit der Borussia jedoch in Perfektion. Und so bitter es ist, ein klein wenig „Abgewichstheit“ gehört wohl auch dazu, wenn man sich in den oberen Etagen der internationalen Wettweberbe gegen die Konkurrenz durchsetzen will. In dieser Hinsicht hat die Borussia mittlerweile wiederholt Lehrgeld bezahlt. Heute Abend könnte sie - zwischenzeitlich im internationalen Geschäft ja auch nicht mehr so ganz unerfahren - unter Beweis stellen, dass sie aus den bitteren Erfahrungen in den Spielen, in denen es „um die Wurst ging“ gelernt hat und nun in der Lage ist, im eigenen Stadion einen Gegner wie den FC Sevilla auch mal ohne Punkte nach Hause zu schicken.    

Die Ausgangslage ist allseits bekannt: Ein Heimsieg heute Abend ist extrem wichtig, um die Chance auf Platz drei zu wahren. Bei einem Unentschieden müsste am letzten Spieltag schon einiges zusammenkommen, um doch noch in der Europa League zu überwintern. Bei einer Niederlage kann man sich ab sofort auf Europa 2016/17 konzentrieren.

Zu Letzterem wird es heute Abend hoffentlich aber nicht kommen. Freuen wir uns drauf, im Borussia-Park nochmal die Champions League-Hymne zu hören. Lasst uns anschließend in der Nordkurve einen championsleaguereifen Auftritt hinlegen und damit auch von unserer Seite die Basis fürs Weiterkommen zumindest in der Europa League legen. In Manchester ist dann alles möglich…