Kräfte bündeln – Gemeinsam zurück zu neuem Realismus
- Details
- Veröffentlicht am 16. Februar 2018
- Geschrieben von Thomas Ludwig
Am Aschermittwoch ist alles vorbei… Schade dass dies nur für den Karneval gilt und sich nicht in allen Lebenslagen die Uhr auf „Null“ zurückstellt.
Der Tulpensonntag fühlte sich für viele in Stuttgart so an wie eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit. Eine Vergangenheit mit klarer Orientierung. „Hauptsache 40 Punkte“, „nicht bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt zittern“, „.. ja da fahren wir zum Auswärtsspiel und machen einen drauf…“. Damals, in der Zeit zwischen 1998 und 2011 wusste man ganz genau, worauf man sich eingelassen hat, wenn man Borussia durch Wind und Wetter verfolgt hat. Und heute?
Die erfolgreichen Jahre mit der Teilnahme an den europäischen Wettbewerben haben den Maßstab verschoben. Aufgrund der Entwicklung des gesamten Vereines objektiv betrachtet auch zu Recht.
Mit der Fohlenphilosophie und einem verrückten Trainer haben sich erfolgreiche Jahre eingestellt. Parallelen zur Glanzzeit in den 70 Jahren wurden gesucht und gefunden. Leider wurde in diesen emotionalen Verknüpfungen zur „guten alten Zeit“ komplett ausgeblendet, dass die günstige Fügung mehrerer Faktoren zum Erfolg geführt hat: Die Schwäche von anderen Vereinen, die viel mehr finanzielles Potenzial haben, gehörte genauso dazu wie talentierte Spieler auf dem Sprung zur Weltklasse und einigermaßen nachvollziehbare Ablösesummen. Doch dieses Gebilde ist ständig in Bewegung und leider kaum über mehrere Jahre zu konservieren. Willkommen im modernen Fußball!
Frühzeitig wurde seitens Borussia zu Beginn der Saison hingewiesen, dass es eng wird in diesem Jahr, da sich viele Mannschaften auf gleichem Niveau bewegen. Und was stellen wir fest nach 22 Spieltagen: Es ist verdammt eng in diesem Jahr. Beim Spiel in Frankfurt hätten wir auf Platz 2 übernachten können, nach dem nächsten Auswärtsspiel in Stuttgart sind wir 10. Die Worte von Max Eberl zu Saisonbeginn wurden müde als Understatement belächelt. Dabei hat er einfach nur einen klaren Blick auf die Realität.
In diese Realität müssen wir nach der Achterbahnfahrt der letzten Jahre nun alle auch wieder ankommen. Die fehlende Einheit in der Kurve ist ein Zeichen dafür, dass die Erwartungen an die Mannschaft und an die Entwicklung der Borussia sehr unterschiedlich sind. Hier gilt es eine neue Basis zu finden. Der Weg dahin führt nur über gemeinsame Diskussion miteinander und nicht wie zuletzt leider in den sozialen Netzwerken anonym übereinander.
Am Sonntag bietet sich hierzu umfangreich die Gelegenheit. Fanklubvertreter wurden von Borussia eingeladen um gemeinsam mit Max Eberl über den Weg der Borussia zu sprechen. Gemeinsam, Fans und Borussia haben sich 2011 mit dem klaren Nein gegen die Initiative für den Weg entschieden, über junge Talente eine neue Mannschaft wachsen zu lassen, natürlich immer mit der Gefahr verknüpft, dass uns die Besten weggekauft werden. Auch das kennen wir aus der „guten alten Zeit“. Im Transfermarkt mitzuhalten ist mit den finanziellen Gegebenheiten von Borussia im Vergleich zu den anderen finanzstarken Clubs nun mal nicht möglich. Das ist die bittere Realität.
Eine weitere Chance wieder eine gemeinsame Basis in der Kurve zu finden ist die von uns organisierte Podiumsdiskussion. Unsere Fankurve ist keine Ansammlung von Fußballkonsumenten sondern ein Ort mit Leidenschaft für unsere Borussia und aus guter Tradition heraus ein Ort, in dem kritisch Position bezogen wird gegen die Entwicklung des Fußballs weg vom Sport und hin zum austauschbaren Event. Angefangen mit dem Protest am Bökelberg gegen den Affenkäfig in den 80er Jahren hat unsere Nordkurve immer wieder bewiesen, kreativ und vor allem gewaltfrei zu den fanpolitischen Themen Position zu beziehen. Damit wurden sehr viele Ziele erreicht, die gerade uns Borussia-Fans noch heute zugute kommen. 14.000 Stehplätze im Borussia-Park sprechen hier eine mehr als deutliche Sprache!
Der FPMG Supporters Club war bei all dem maßgeblich dabei und bot allen Fans, insbesondere denen in der Nordkurve Dach und Rahmen, um ihren Belangen Gehör zu verschaffen, um ihre Interessen umzusetzen. In letzter Zeit mag der Eindruck entstanden sein, dass das FPMG mit seinen Positionen einer bestimmten Gruppe, namentlich „den Ultras“, hinterherläuft. Das können wir ganz klar verneinen, da es uns immer um die gemeinsamen Werte der gesamten Kurve geht! Dabei überschneiden sich Haltungen und Positionen schon einmal, ein anderes Mal gibt es viele zu akzeptierende unterschiedliche Meinungen! Der Auftrag für uns als Dachorganisation ist allerdings klar und unveränderlich: Wir stehen für die gesamte Fanszene! In guter Tradition bieten wir daher auch nun erneut die Plattform, um zusammen zu finden.
Lasst uns die Chance nutzen und uns am Sonntag wieder die Kräfte für die einzig wahre Borussia bündeln!
Gemeinsam sind wir stark, und WIR sind Borussia!
In diesem Sinne
Thomas Ludwig